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„Ich bin überzeugte Flaschenmami“

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ZVG / Christine W.
(c) ZVG / Christine W.

Zu ihrer Entscheidung gegen das Stillen steht Christine W. (31, Versicherungskauffrau) aus München ganz selbstbewusst. Rätselhaft bleiben ihr die Reaktionen anderer Mütter auf ihr Flaschenkind. Ein Erfahrungsbericht.

„Ich gebe zu, dass ich die herrschende ‚Still-Euphorie‘ nie recht teilen konnte. Zwar habe ich ausschließlich stillende Mütter in meinem Umfeld, aber damit auch die damit auftretenden Probleme: Brustentzündungen, zu wenig Milch, Schwierigkeiten bei Abstillen und Umstellen aufs Fläschchen. Außerdem habe ich sehr empfindliche Brüste und war auch deswegen skeptisch. Dennoch: Ich wollte es probieren.

Die erste Geburt meines Sohnes Lukas 2011 war nicht so, wie ich es mir erhofft hatte. Er kam fünf Wochen zu früh per Kaiserschnitt und musste sofort auf die Kinderintensivstation. Mir wurde bald darauf die Milchpumpe erklärt. Der Trick, beim Abpumpen ein Foto des Babys anzusehen, um die Milchproduktion anzukurbeln, funktionierte bei mir allerdings überhaupt nicht. Es kam mir alles unwirklich, mechanisch und fremd vor. Lukas trank zu dem Zeitpunkt schon super aus der Flasche.

Wie würden die Ärzte auf mein Abstillen reagieren?

Als die Schwester dann ankündigte, ich könnte ihn beim nächsten Mal anlegen, lief es mir so kalt den Rücken runter, dass es mir vor dem Besuch bei ihm regelrecht graute. Nach einer Nacht mit endlosen Tränen fragte ich mich: Geht’s noch? Ich will nicht zu meinem geliebten Kind, weil es mir vor dem Anlegen und Stillen graut?

Mir wurde klar, denn ich kenne mich ja: Ich musste die Notbremse ziehen, um voll und ganz für Lukas da sein zu können. In einem langen Gespräch mit der Schwester zeigte sie großes Verständnis (sie hatte selbst auch nicht gestillt), ich bekam die Abstilltablette. Mir rollte ein Fels vom Herzen, ich freute mich jetzt einfach nur noch auf mein Kind!

Eines stand mir allerdings noch bevor: Ich musste noch auf der Intensiv bekanntgeben, dass von mir keine Milch kommen wird. Auch hier hatte ich aber großes Glück, der Oberarzt sagte: ‚Der kleine Mann trinkt schon so gut aus der Flasche, und die Flaschennahrung bei uns heutzutage ist so hochwertig, machen Sie sich keine Gedanken.‘ Ich kann gar nicht sagen, wie erleichtert ich war.

ZVG / Christine W.

Christine W.s Kinder. (c) ZVG / Christine W.

‚Musst du denn nicht stillen?!‘

Diese Erfahrung und eine weitere Schwangerschaft später besprach ich mit meiner Hebamme, dass ich auch beim zweiten Kind nicht stillen wollte. So kündigte ich es im Krankenhaus an, es wurde notiert, ich bekam nach Oskars Geburt im Mai 2015 die Abstilltablette, niemand versuchte mehr, mich umzustimmen.

Seither bin ich überzeugte Flaschenmami – auch wenn ich zugebe, dass mich der Satz ‚Muttermilch ist das Beste für Ihr Kind‘ natürlich beschäftigt. Wie meine Hebamme aber sagte: ‚Lieber eine glückliche Flaschenmama als eine unglückliche Stillmama.‘ Das Thema Stillen war für mich erledigt.

Nicht so aber für mein Umfeld. In jeder Gruppe, in der ich mit meinen Kindern war, kamen verwunderte Blicke und Fragen, warum ich nicht stille. Kalter Wind wehte mir aber vor allem entgegen, wenn ich in den Wochen nach der Geburt mal abends allein unterwegs war: ‚Musst du denn nicht stillen?! Geht das, dass du dein Kind jetzt schon beim Papa lässt?‘ Komisch eigentlich, denn mein Mann und ich haben uns sehr wohl dabei gefühlt. Wir konnten uns dank Fläschchen vor allem nachts die Arbeit teilen, und er konnte so eine sehr feste Bindung zu unseren Söhnen aufbauen.

Noch etwas hat mich immer sehr verwundert an den Reaktionen der Stillmamis: Sie schwärmen, wie unkompliziert Stillen ist, man hat immer alles dabei, in der richtigen Temperatur, man muss nachts gar nicht aufstehen, sondern dockt einfach an. Fazit: Mit einer Flaschenmami muss man eigentlich Mitleid haben. Doch quasi im gleichen Atemzug: Du hast es gut, das ist ja alles so unkompliziert mit der Flasche. Du ‚versklavst‘ dich nicht, kannst das Kind auch einfach mal abgeben. Fazit: Beneidenswert, dass du nicht stillst.

Mir ist bis jetzt nicht klar, ob mich Stillmamis nun bemitleiden oder beneiden. Und warum überhaupt, es ist doch jedermanns freie Entscheidung zu stillen? Bei stillenden Müttern hat man allerdings oft das Gefühl, als hätte sie jemand dazu gezwungen.

Schlechtere Bindung? Von wegen!

Wobei ich die praktischen Nachteile auch gar nicht wegreden will: das ganze Zeug, das man immer mit sich rumschleppt; der Aufwand rund ums Sterilisieren der Fläschchen; die hohen Kosten. Ich will gar nicht wissen, wie viel gute, teure Flaschenmilch ich weggeschüttet habe, weil sie nicht getrunken wurde.

Einspruch erheben muss ich aber gegen die Theorie der angeblich schlechteren Bindung: Ich als Flaschenmami habe genau dieselbe Bindung wie eine Stillmami. Ich nehme mir genauso viel Zeit fürs Füttern und halte Blickkontakt etc. wie beim Stillen. Ganz zu schweigen von der Bindung, die Vater und Kind beim Fläschchengeben aufbauen.

Und Hand aufs Herz: Wenn man dem Stillen gegenüber eigentlich negativ eingestellt ist, stört das die Bindung doch vermutlich eher. Diese kleinen zarten Wesen in unseren Armen bekommen doch viel mehr mit von unseren Gefühlen als wir denken.“

 


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„Mein Sohn war schon fast dehydriert“

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F. Landsberg / ZVG
(c) F. Landsberg / ZVG

Es würde sich schon alles einpendeln. Das hörte Lehrerin und Mama Friederike L. (35) aus München immer wieder – bis endlich festgestellt wurde, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Es waren nicht etwa Blähungen, die ihren Sohn quälten. Ein Erfahrungsbericht.

„Nach einer völlig unkomplizierten Schwangerschaft kam im September 2012 mein Sohn zur Welt. Für mich stand immer fest: Ich werde stillen. Es stellte sich überhaupt nicht die Frage, ob es funktionieren würde oder nicht. Für mich gab es nur Stillen. Im Geburtsvorbereitungskurs wie auch im Vorgespräch mit meiner Nachsorgehebamme war vollkommen klar: Wenn ich stillen möchte, dann klappt es auch!

Ich dachte, stillen gehört einfach dazu!

Nicht einmal Flasche und PRE-Nahrung hatte ich besorgt. Im Krankenhaus legte ich meinen Sohn an, und er trank recht gut. Die Stillberaterin zeigte mir mehrmals, wie das richtige Anlegen funktionierte, und ich war mir sicher, es läuft.

Vom Fläschchen wurde mir konsequent abgeraten

Wir wurden an einem Freitag entlassen, und am Samstag wachte ich morgens mit einem Milchstau auf. Meine Hebamme war nicht zu erreichen, statt dessen wandte ich mich an eine befreundete Hebamme, die mich beruhigte: Das gehöre dazu. Ich war zwar verzweifelt, da mein Zwerg Hunger hatte und schrie, aber ich ging immer noch von der Selbstverständlichkeit des Stillens aus. Inzwischen konnte ich auch meine Nachsorgehebamme erreichen – auch sie erklärte mir, es sei nicht nötig, dem Kleinen das Fläschchen zu geben.

Mein Zwerg hatte im Krankenhaus das übliche Gewicht verloren. Die Hebamme wog ihn bei den Nachsorgetermin nur recht sporadisch, da er meist schlief. Langsam nahm meine Stilleuphorie ab, da ich starke Schmerzen bekam. Ich wurde mit verschiedenen Dingen wie Stillhütchen versorgt, und man beruhigte mich, es würde sich alles einpendeln.

Bei den sporadischen Gewichtskontrollen, die ausnahmslos mit Windel stattfanden, fiel auf, dass mein Sohn nur sehr, sehr langsam zunahm. Nach sechs Wochen hatte er mit Windeln noch nicht sein Geburtsgewicht erreicht, aber auch hier wurde ich beruhigt. Er sei eben ein sehr zartes Kerlchen.

Die U3 war ein Schock, ich machte mir riesige Vorwürfe

Als die U3 anstand, ging ich stolz und voller Überzeugung, dass alles in Ordnung sei, zum Kinderarzt. Schon beim Ausziehen erkundigte sich meine Ärztin, ob er ein Frühchen sei, da er immer noch eine embryonale Haltung einnahm. Beim Wiegen stellte sich heraus, dass er sein Geburtsgewicht nicht erreicht und schon Hautfalten gebildet hatte, die ein Anzeichen für eine beginnende Dehydrierung sind. Ich war fix und fertig, machte mir riesige Vorwürfe und war am Boden zerstört.

Ich musste nun abpumpen und stillen und jeden Tag zum Wiegen. Ich saß den ganzen Tag im Kinderzimmer. Wenn ich nicht stillte, pumpte ich ab und fühlte mich einfach elend. Mein Sohn nahm langsam an Gewicht zu. Es stellte sich heraus, dass ich nur sehr wenig Milch hatte und mein Sohn nachts häufig wegen Hunger und nicht wegen Blähungen weinte.

Nach einer Woche beschloss ich, dass ich tagsüber nur noch die Flasche geben werde und ließ mich auch nicht mehr beraten oder beeinflussen.

Es war für mich die beste Entscheidung! Mein Sohn nahm zu und entwickelte sich prächtig. Ich hatte kein schlechtes Gewissen mehr, sondern fühlte mich befreit. Der Papa konnte nun auch füttern und mir damit einen Freiraum verschaffen, den ich sehr genoss und aus dem ich Kraft schöpfen konnte.

Das Desaster wollte ich beim zweiten Mal vermeiden

Im Oktober 2014 kam meine Tochter auf die Welt. Im Vorfeld besprach ich mit meiner neuen Nachsorgehebamme, die auch Stillberaterin war, meine Vorgeschichte und das, was nun kommen würde. Mein Wunsch war, meiner Kleinen die Vormilch und die darin enthaltenen wertvollen Abwehrstoffe zukommen zu lassen.

Bereits im Krankenhaus wechselte ich zwischen Stillen, Abpumpen und Zufüttern. Ich wollte nicht noch mal so ein Desaster erleben. Es ging alles ganz gut. Zuhause angekommen pumpte ich auch noch ein paar Tage ab, um einen Milchstau zu verhindern.

Nach kurzer Zeit beschloss ich in Absprache mit meiner Hebamme, dass ich meiner Tochter Milchpulver geben möchte, da ich Abpumpen, Stillen und Füttern mit einem zweijährigen Zwerg zuhause schwierig fand. Zitat am Frühstückstisch (uns war die Milch für den Kaffee ausgegangen): ‚Mami, pumpen …! Papi braucht Milch!‘

Der ständige Zwang, sich rechtfertigen zu müssen

Die Entscheidung wurde von meiner Hebamme und Stillberaterin voll mitgetragen. Trotzdem begann jetzt der Rechtfertigungsmarathon – selbst bei der Kinderärztin, die das Desaster bei meinem Sohn ja mitbekommen hatte! Dieser Zwang von außen, meine Entscheidung verteidigen zu müssen, machte mich richtig wütend. Ich teilte in aller Deutlichkeit mit, dass mein Entschluss zu akzeptieren ist. Dass jeder das tun darf, was in seinen Augen und in seiner Situation richtig sei. Und dass es grenzüberschreitend ist, die Entscheidung einer liebenden Mami in Frage zu stellen!

Meine Tochter wächst und gedeiht und ist in jedem Bereich laut Kinderärztin vorne mit dabei, so dass das Nichtstillen sie nicht negativ beeinflusst hat. Wir haben eine sehr enge Bindung. Kuscheln kann ich schließlich auch, wenn ich die Flasche gebe. Und: Auch der Papa kann die kleine Dame beruhigen, das ist für alle Beteiligten nicht nur praktisch, sondern vor allem schön.“

 


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„Das Fläschchen war die einzige Lösung“

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Tanja Ziemen-Willms / ZVG
(c) Tanja Ziemen-Willms / ZVG

Als Ernährungswissenschaftlerin wusste Tanja Ziemen-Willms (33) aus München um die Vorteile der Muttermilch – und hält dem „Still-Diktat“ entgegen, dass es manchmal einfach nicht funktioniert, auch wenn man noch so sehr will. Ein Erfahrungsbericht.

„Nach einer Schwangerschaft voller Komplikationen und wochenlangen Krankenhausaufenthalten wurde Jakob am 21. November 2014 aufgrund einer schweren Schwangerschaftsvergiftung sieben Wochen zu früh auf die Welt geholt. Er wog stolze 2150 Gramm und war 46 cm groß. Im Grunde ging es ihm super, er musste nur noch wachsen.

Nachdem sein Gewicht  innerhalb von 48 Stunden auf 1800 Gramm sank, war mein Wunsch besonders groß, ihm Kraft und Abwehrstoffe durch die Muttermilch zu geben. Ich begann, die Milch abzupumpen, musste jedoch schnell feststellen, dass es mit starken Schmerzen einherging. Trotzdem quälte ich mich eine Woche lang mit Abpumpen im Zweistundentakt.

Ärzte rieten mir vom Stillen ab – und behielten Recht

Die Ärzte der Gynäkologie waren schnell der Meinung, dass ich lieber mittels Tabletten abstillen sollte. Doch der Wunsch Jakob irgendwann anlegen und stillen zu können, war groß. Eine Stillberaterin, die mich mehrmals besuchte, versuchte alles, um mir die Schmerzen zu nehmen und die Milch abpumpen zu können: kühle Umschläge gegen die Schmerzen, Quarkumschläge, Globuli, Ausstreichen der Brust … Es tat sich jedoch nichts. Der Milchstau ließ es nicht zu, dass Jakob davon einen Nutzen tragen konnte.

Zusammen mit fachkundigen Betreuern konnte ich schließlich den Entschluss fassen abzustillen. Es war wie ein Befreiungsschlag, weil ich mich nicht mehr quälen musste. Zeitgleich ist es jedoch auch ein ‚kapitulieren‘ gewesen. Und im Hinterkopf war immer die Frage ‚Habe ich zu früh aufgegeben?!‘.

Jakob bekam die ‚Frühchennahrung‘ auf der Intensivstation. Er nahm schnell zu. Ich konnte nun ganz für ihn da sein. Ich konnte bei ihm sein, ohne diese quälenden Schmerzen zu haben.

Nach etwas mehr als zwei Wochen durfte Jakob mit 2300 Gramm nach Hause. Anfangs bekam er weiterhin die Frühchennahrung. Doch als er die 3000-Gramm-Marke geschafft hatte, mussten wir uns durch das reichhaltige Sortiment probieren. Pre-Nahrung, HA, 1-er Nahrung … Ich muss schon sagen, dass Jakob unter der Nahrungsumstellung litt. Verstopfungen, grenzenloser Hunger … Er war nicht immer zufrieden.

Eine Sehnsucht nach dem Stillen blieb

Nach etwa vier Wochen dann hatte sich alles eingespielt und Jakob vertrug seine Milch gut. Es stellte sich schnell heraus, dass es auch Vorteile mit sich bringt, dem Baby die Flasche zu geben. So konnte und kann auch jemand anderes – der Papa, die Großeltern – das Füttern übernehmen.

Die eher nebensächlichen Nachteile, die ich sehe: Milchpulver ist nicht immer verfügbar – es wird leider aufgrund der hochwertigen Qualität hierzulande von Asiaten aufgekauft, und das sorgt manchmal für Stress; es ist kostspielig (Milchflaschen, Pulver, neue Sauger, Vaporisator); man ist nicht spontan (ohne ausreichend Milchflaschen, abgekochtes Wasser und genügend Milchpulver kann man nirgendwo hin).

Der für mich wichtigere Nachteil: Ich hätte einfach gerne gestillt. Aber wir haben es uns beim Geben des Fläschchens immer mit dem Stillkissen auf dem Sofa gemütlich gemacht und liebevoll gekuschelt.

Gesellschaft setzt Mütter unter Druck

Leider wird man als Mutter, die nicht stillt, gerne beäugt. Eine ‚gute‘ Mutter stillt. Punkt. Genau wie eine gute Mutter nie wieder arbeiten geht. Nun ja, wenn man die Flasche gibt, dann gibt die Gesellschaft einem das Gefühl man ‚wollte‘ nicht stillen. Dass es eventuell nicht geht, das ist für die ‚Stillfanatiker‘ keine Option.

Jakob ist jetzt zehn Monate alt und ein glückliches, gesundes Kind. Er liebt seine Flasche nach wie vor :-).“

 


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„Als gute Mutter musst du stillen? Lass dir das nicht einreden“

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Judith Linardakis / ZVG
(c) Judith Linardakis / ZVG

Einen offenen Brief an alle Mütter von Flaschenkindern schreibt Judith Linardakis (38), Angestellte aus München. Sie will anderen Mut machen, denn: „Rückblickend habe ich genau das Richtige gemacht.“ Ein Erfahrungsbericht.

„Hallo liebe Mamas! Ihr könnt auch nicht stillen, oder wollt es vielleicht auch gar nicht. Um all denen Mut zu machen und das schlechte Gewissen zu nehmen, die ihren Weg mit der Flasche gehen, erzähle ich, wie meine beiden Jungs auch ohne Stillen groß werden, nicht öfter krank sind als andere Kinder und wie eng unsere Bindung ist.

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als ich den Schwangerschaftstest gemacht habe. Die Vorfreude auf unser Kind kannte keine Grenzen, und natürlich war auch völlig klar, dass ich stille. Ohne jeden Zweifel.

Allerdings kenne ich keine Frau in unserer Familie, bei der es funktioniert hat. Meine Oma hatte neun Kinder, und keines konnte gestillt werden. Meiner Mutter erging es genauso. Aber ich war mir sicher: Ich würde die erste Frau in der Familie sein, die stillt. Schließlich ist die Beratung heute hervorragend, und es gibt so viele Tricks und Mittel, die man damals wahrscheinlich noch gar nicht kannte.

In Anbetracht der familiären ‚Vorbelastung‘ meinte meine Hebamme nur: Kauf mal auch ein paar Flaschen für alle Fälle. Also gut, ein paar Flaschen besorgte ich. Dann endlich, nach 42 Wochen, im Juni 2010, erblickte unser erster Sohn das Licht der Welt. Nach einer sehr anstrengenden Geburt und einem Kind mit über 4000 Gramm legte ich auch wirklich sofort etwa alle drei Stunden an. Der Kleine saugte mich gleich nach dem ersten Tag komplett wund. Nach jedem Anlegen schrie er wie am Spieß und trank zügig das Fläschchen leer, das uns die Schwester brachte.

Hebamme nahm mir den Druck

Zu Hause angekommen, ging es genauso weiter – meine Brustwarzen waren nur noch blutig und die Schmerzen fast unerträglich. Aber natürlich habe ich erst mal weitergemacht – denn als gute Mutter musst du schließlich stillen.

Meine Hebamme erklärte mir dann allerdings, dass das Stillen bei mir sinnlos sei, es käme einfach nichts. Ich holte mir daraufhin eine Milchpumpe aus der Apotheke und pumpte regelmäßig ab. Über einen Tag verteilt kamen genau 50 Milliliter. Mein Sohn trank zu diesem Zeitpunkt aber schon fünf Flaschen zu jeweils 200 Milliliter. Da auch Boxhornklee und Zwischenpumpen nichts nutzten und ich mir obendrein eine Brustentzündung zugezogen hatte, entschied ich mich schweren Herzens abzustillen.

Mein Mann und mein Umfeld bestärkten mich in diesem Schritt. Nach einiger Zeit hatte ich mich schließlich damit abgefunden, dass mein Kind nicht gestillt wird, und auch irritierte Blicke und Bemerkungen lernte ich zu ignorieren. Schließlich war es meine Angelegenheit und niemand hatte miterlebt, was wir hinter uns hatten.

Bilanz fünf Jahre später

Mein Sohn ist heute fünf Jahre alt und nicht öfter krank als andere Kinder. Allergien hat er bis heute auch nicht. Unser Mutter-Kind-Verhältnis ist und war zu keinem Zeitpunkt gestört. Rückblickend habe ich genau das Richtige gemacht – ich hatte einfach keinen Milcheinschuss, und mein Kind wäre im Leben nicht satt geworden.

Ich glaube, sobald man mit sich im Reinen ist und guten Gewissens akzeptiert, dass das eigene Kind nicht gestillt wird, erkennt man auch schnell die Vorteile. Auch mein Mann und meine Eltern konnten die Flasche geben, dadurch war alles sehr flexibel.

Keine Mutter ist schlecht, nur weil sie nicht stillt

Mein Zweiter Sohn kam im Dezember 2014 zur Welt. Meine Hebamme nahm mir sofort allen Druck und sagte: Lass das mit dem Stillen – gib ihm sofort die Falsche. Genauso habe ich es gemacht und ich fühle mich bestens dabei. Keine Mutter ist schlecht, nur weil sie nicht stillen kann oder will. Die Liebe zu ihrem Kind ist genauso groß und die Bindung auch.

Liebe Mamas, lasst euch nichts anderes einreden, es ist eure Entscheidung.“

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„Ich verlor immer mehr die Bindung zu meinem Kind“

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Diana P. / ZVG
(c) Diana P. / ZVG

Diana (29), Lehrerin aus Leipzig, versuchte alles, um ihre Tochter mit Muttermilch füttern zu können. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste sie zufüttern. Die Entscheidung, dass ihr Kind ein Flaschenkind werden musste, verarbeitet die junge Mutter aufgrund der verunsichernden Reaktionen ihres Umfelds noch immer. Ein Erfahrungsbericht.

„Am 27. August 2015 erblickte meine Tochter das Licht der Welt. Nachdem die Geburt nur fünf Stunden gedauert hatte und die Schmerzen endlich vorbei waren, weiß ich noch, dass ich dachte: ‚Schön, dass das so gut geklappt hat. Eigentlich könntest du nun nach Hause gehen.‘ Da mein Kreislauf dabei aber nicht mitspielen wollte, blieb ich für die obligatorischen drei Tage im Krankenhaus. Meinem Kind ging es mit etwas über 4000 Gramm und einem sogenannten Kephalhämatom recht gut.

Ich war noch so voll von Schmerz

Zur Nacht wurde sie von einer lieben Kinderkrankenschwester abgeholt, damit ich ein paar Stunden schlafen könne, leider erfolglos. Am nächsten Morgen wurde mir mein Kind gebracht und gezeigt, wie ich es anlegen sollte. Das Anlegen war schmerzhaft und ich weiß noch, dass ich dachte: ‚Oh, ich will das nicht nach dem Schmerz von gestern.‘ Ich war noch so voll von Schmerz, dass ich dafür im wahrsten Sinne keinen Nerv mehr hatte.

Irritierend war, dass mein Kind so viel geschlafen hat, ich musste sie immer wecken, um sie zum Essen zu bewegen und das tat ich nur ungern. Das führte dazu, dass ich sie in den ersten Stunden viel zu wenig anlegte, nachdem das auch schon im Kreißsaal nicht passiert war. Später zeigte mir dann eine andere Stationsschwester erneut das Anlegen. Sie sagte mir aber, dass meine Brustwarzen zu kurz seien und mein Kind diese nicht greifen könne. Also wurden Stillhütchen geholt. Da kam ich mir schon das erste Mal wie eine Versagerin vor. Mit den Stillhütchen kam mein Kind tatsächlich besser zurecht, allerdings verrutschten diese ständig und mussten immer mit Wasser befeuchtet werden.

Das schlechte Gewissen stieg

Das wiederum führte dazu, dass mein Kind immer frustrierter wurde, weil es einfach nicht schnell genug ging. Zudem war ich verunsichert, weil ich einfach noch nichts von Milch merkte. Mir wurde zwar versichert, dass das normal sei, aber das schlechte Gewissen, dass mein Kind schon zwei Tage ohne Nahrung war, stieg. Durch meine Zimmernachbarin erhielt ich viele Tipps, und ich legte mein Kind häufiger an. Sie war es auch, die mir sagte, dass mein Kind die Neugeborenengelbsucht hatte, die durch ihre Geburtsverletzung am Kopf entstand. Das schwächte mein Kind und machte es so müde. Eigentlich wäre es da notwendig gewesen, meine zumindest etwas zuzufüttern, das wusste ich zu dem Zeitpunkt aber nicht. Ich ärgere mich heute, fünf Wochen danach, noch, dass ich das nicht wusste und es nicht eingefordert habe.

Die erste Nacht zu Hause war furchtbar. Das Kind schrie die ganze Nacht, und ich versuchte, sie mit und ohne Hütchen anzulegen. Doch meine Tochter konnte die Brust einfach nicht greifen und brüllte die ganze Nacht. Erst am Morgen schlief sie aus Erschöpfung einfach ein. Ich war so unsicher und wusste nicht, ob ich etwas zufüttern sollte. Ich hatte Angst, dass sie dann gar nicht mehr an die Brust wollte. Ich versuchte auch abzupumpen, aber die Verzweiflung und die Übermüdung ließen mich die Pumpe nicht richtig bedienen. Ich hatte mir zwar in der Schwangerschaft eine Pumpe gekauft, mich aber nicht weiter damit befasst.

Ich verband Stillen mit Angst und Furcht

Heute weiß ich, wie ich damit hätte umgehen müssen, aber in dieser ersten Nacht war ich zu keinem klaren Gedanken fähig. Gegen Mittag kam meine Hebamme und stellte einen hohen Gewichtsverlust meiner Tochter fest. Sie bestätigte mir auch, dass mein Kind die Brust verweigerte. Nachdem sie sich das Gebrüll beim Anlegen mit verschiedenen Stillpositionen angesehen hatte, sagte sie mit voller Überzeugung: ‚Abpumpen. Zumindest vorerst.‘ Da fühlte ich zum ersten Mal so etwas wie Erleichterung. Dieses Geschrei beim Anlegen hatte das Stillen für mich mit Angst und Furcht verbunden. Abpumpen erschien für mich wie eine Erlösung.

Über die nächsten Tage pumpte ich, was das Zeug hielt und fütterte parallel PRE-Nahrung zu. Außerdem versuchte ich, meine Tochter immer wieder anzulegen. Allerdings konnte ich meine Milchmenge nicht erhöhen. Ich pumpte stündlich, nahm Bockshornkleekapseln, homöopathische Mittel, trank vier Liter Wasser am Tag, achtete auf meine Ernährung und versuchte möglichst stressfrei zu leben (es gelang mir allein nervlich nicht). Doch die Milch wurde nicht mehr. Das Abpumpen hingegen wurde zusätzlich zu einer nervlichen Belastung. Ich war nur noch darauf aus, dass meine Tochter schläft oder von meinem Mann betreut wurde, damit ich schnell wieder pumpen konnte, um die nächste Ration Muttermilch zu gewinnen.

Verlor immer mehr die Bindung zu meinem Kind

Die wertvolle Zeit zum Kuscheln blieb dabei auf der Strecke. Ich überlegte ständig hin und her, was ich tun sollte und machte mir eine Pro- und Kontra-Liste, auf der schließlich die Punkte für das Abstillen überwogen. Dennoch war mein schlechtes Gewissen gegenüber meiner Tochter so groß, dass ich es weiter versuchte und dabei immer mehr die Bindung zu meinem Kind verlor. Ich glaube, ich habe in dieser Zeit die Menge, die ich in 29 Jahren bereits an Tränen vergossen hatte, noch einmal geweint.

Nach 18 Tagen erzählte ich meiner Hebamme schließlich von der Idee abzustillen, und sie verstand mich. Sie sah, dass das Abpumpen bei der geringen Milchmenge, die am Ende herauskam, einfach nicht reichte und für mich ein zusätzlicher Arbeitsschritt war, der mich meiner Tochter nicht näher brachte, sondern von ihr entfernte. Also stillte ich in den nächsten Tagen ab und stellte voll auf PRE-Nahrung um.

Mir ging es nach und nach besser, auch wenn das Thema Stillen für mich gegenwärtig blieb. Die erste Frage von Besuchern war: ‚Und klappt es bei dir mit dem Stillen?‘, und in den Gesichtern stand die erhoffte Antwort, die ich Ihnen nicht geben konnte. Selbst der Kinderarzt zog ein trauriges Gesicht, als ich ihm mitteilte, dass mein Kind nun nur noch PRE-Nahrung erhielt. Seine Antwort: ‚Naja, sie wird auch mit der Flasche groß‘, wollte einfach nicht zu seinem Gesichtsausdruck passen. Solche Reaktionen beschäftigen mich immer noch tagelang.

Stillen und Nicht-Stillen bleibt ein Dauerthema

Auch wenn ich für mich die Entscheidung inzwischen akzeptieren kann, so bleibt immer noch die Trauer darüber, dass es nicht geklappt hat. Das Thema Stillen und Nicht-Stillen ist für mich nach wie vor ein Dauerthema, mit dem ich sicherlich noch eine Weile zu tun haben werde und das für mich großen Redebedarf darstellt. Was mir inzwischen allerdings hilft, ist, dass es der Person, um die es dabei hauptsächlich geht, am wenigsten ausmacht und wahrscheinlich auch ausgemacht hat, nämlich meiner Tochter. Sie wächst, nimmt gut zu und macht auch sonst einen glücklichen Eindruck.

Heute wünschte ich, ich hätte mich vor der Geburt mehr mit den Seiten des Nicht-Stillens befasst, um nicht in so ein tiefes Loch zu fallen. Es gibt viel Aufklärung über das Stillen, und das finde ich lobenswert, aber es wäre so viel besser, wenn es auch genauso viele Informationen über das Nicht-Stillen geben würde. Stattdessen ist es ein Tabuthema, über das nur im Sinne von Rechtfertigung gesprochen wird. Jede Frau, die ihr Kind stillt, hat meine größte Achtung. Aber auch jede Frau, die ihr Kind nicht stillt, hat meinen größten Respekt, denn der Weg und die Entscheidung dazu waren mit Sicherheit nicht leicht. Wenn es die Gesellschaft noch nicht kann, dann sollten Frauen, ob sie nun stillen oder nicht, sich hier solidarisch und verständnisvoll zeigen. Denn wir haben doch eine große Gemeinsamkeit, wir sind Mütter und wollen nur das Beste für unsere Kinder.“

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„Die Bevormundung war unzumutbar“

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Pixabay.de / PublicDomainPictures
(c) Pixabay.de / PublicDomainPictures

Zwei Wochen lang weinte Tanja G. (26) aus München bei jedem Anlegen ihres ersten Kindes. Beim zweiten Baby waren die Schmerzen erneut unerträglich. Trotzdem bedrängte sie das Klinikpersonal auf eine Weise, die sie noch immer wütend macht. Ein Erfahrungsbericht.

„‚Stillen ist das Beste für Ihr Kind‘ – das wurde mir im Geburtsvorbereitungskurs sehr genau erklärt. Um wirklich alles richtig zu machen und optimal aufs Stillen vorbereitet zu sein, schloss ich sogar noch einen Stillkurs ab. Danach wartete ich sehnsüchtig auf mein Kind.

Meine Tochter kam im Sommer 2012 auf die Welt. Nach der Spontangeburt erklärten mir die Schwestern sofort, wie und vor allem wie oft ich stillen soll. Konsequent und strikt folgte ich dem Plan, den Hebammen, Schwestern und Stillberaterinnen vorgaben und legte mein Kind etwa alle dreieinhalb bis vier Stunden an jeder Brust 20 Minuten an.

Ich befolgte alles, was man mir riet

Vier Tage blieb ich insgesamt in der Klinik – von Milcheinschuss keine Spur. So ging ich nach Hause mit einer Packung Stillkugeln (ähnlich wie Pralinen) und wartete mit meinem Kind weiter jeden Tag auf den Milcheinschuss. Dann begann ich das Zufüttern.

Um die Milchproduktion anzukurbeln, riet mir meine Nachsorgehebamme, die mich zu Hause täglich betreute, abzupumpen und Stilltee zu trinken. Mein Mann fuhr sofort los und besorgte eine elektrische Pumpe aus der Apotheke. Die Apothekerin und meine Hebamme erklärten übereinstimmend, ich solle alle vier Stunden pumpen und alle vier Stunden anlegen, so war ich quasi alle zwei Stunden mit diesen Vorgängen beschäftigt.

Dann endlich kam der Milcheinschuss! Doch trotz Pumpen, Stilltee und Anlegen kamen nicht einmal fünf Milliliter Milch aus meinen Brüsten. Durch das viele Pumpen und Anlegen waren meine Brustwarzen inzwischen derartig entzündet, dass ich wahnsinnige Angst vor jedem Vorgang hatte.

Bei jedem Anlegen weinte ich vor Schmerz

Meine Hebamme meinte, ich solle Paracetamol oder Ibuprofen nehmen und dann: ‚Augen zu und durch!‘ Auch das nahm ich in Kauf, nur die Brustwarzen entzündeten sich so schlimm, dass sich schon Eiterbläschen darauf bildeten. Trotzdem wollte ich nicht aufgeben, vor jedem Vorgang weinte ich vor Schmerz (trotz Schmerzmittel) und meine Tochter ebenfalls, weil immer noch keine Milch kam bzw. nicht annähernd ausreichend für sie.

Psychisch war ich am Ende und beschloss nach zwei Wochen und mit schlechtem Gewissen, das Stillen aufzugeben und komplett auf Flaschennahrung umzusteigen. Auch das verlief zunächst nicht reibungslos: Meine Tochter übergab sich nach jeder Flasche. Doch als wir die richtige (Pre-)Milch gefunden hatten, schlief sie auf Anhieb die Nächte durch, kein Weinen mehr, keine Ängste mehr. Selbst Blähungen waren bei uns ein Fremdwort.

Auch für meinen Mann brach eine neue Ära an: Er freute sich unendlich, auch diese Nähe mit dem Kind beim Füttern zu spüren und unserer Tochter so ein großes Stück näher zu kommen.

Statt Milch kam Blut

So verging die Zeit und wir entschlossen uns zu einem weiteren Kind. In der zweiten Schwangerschaft wurde mir schon eingeredet, ich solle es trotzdem noch einmal mit dem Stillen versuchen, es müsse nicht immer so sein wie beim ersten Mal.

Im Winter 2015 war es dann so weit. Da es diesmal keine Spontangeburt, sondern ein Kaiserschnitt aufgrund Beckenendlage war, bekam ich ohnehin Schmerzmittel. Die Schwestern und Hebammen kannten meine Vorgeschichte und schickten mir zwei Stunden nach dem Kaiserschnitt eine Stillberaterin ins Zimmer, die mir zwei Stunden lang das Stillen nahelegte. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich noch nicht wirklich aufnahmefähig war, ging ich darauf ein.

Jedoch hatte ich nach jedem Anlegen mehr Schmerzen vom Stillen als vom Kaiserschnitt (trotz Schmerzmittel) und bereits nach dem zweiten Tag im Krankenhaus Risse in den Brustwarzen. Statt Milch kam nur Blut.

‚Eine Frau in Afrika hätte jetzt auch keine Wahl‘

Als meine Mutter das Drama miterlebte, ermutigte sich mich zum Abstillen. Daraufhin verwies die Schwester meine Mutter aus dem Zimmer mit der Begründung, sie wäre schlechter Einfluss für mich. Im Anschluss war mein Zimmer bevölkert von einer Hebamme, einer Schwester und einer Stillberaterin, die geradezu wütend auf mich einredeten, das Stillen nicht aufzugeben.

Sogar ein Arzt wurde noch hinzugezogen, der mir erklärte, dass die Mütter in seiner Heimat Afrika in solchen Situationen das Kind nicht verhungern lassen könnten und nicht egoistisch sein dürften. Außerdem gäbe es dort keine Möglichkeit, Flaschennahrung zu geben. Die Mütter müssten sich das Stillen auch mühsam erkämpfen. Jetzt aufzugeben, wäre in seinen Augen mehr als falsch.

Genug mit den Schmerzen

Diese Aufdringlichkeit und Bevormundung waren für mich der Gipfel. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und mich in meiner Entscheidung nur festigte: Ich stieg wieder auf Flaschennahrung um und beendete das Stillen. Auch, um mich voll und ganz auf meine Kinder zu konzentrieren und nicht permanent von Schmerzen geplagt zu sein.

Ist man deshalb nun eine weniger gute Mutter? Ganz im Gegenteil. Weil man das tut, was in der Situation das Richtige, das Beste ist – obwohl viele versuchen, einen davon abzuhalten – und man seinem Kind endlich seine volle Liebe und Aufmerksamkeit schenken kann.“

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„Ich ging durch die Hölle, um zu stillen“

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Freeimages.com / Aneta Blaszcyk

Die ersten drei Monate mit ihrer Tochter waren für Simone Müller (31, Diplom-Sozialpädagogin/Erzieherin) aus München ein Horror. Sie fühlte sich als schlechte Mutter, weil sie das Gefühl hatte, ihr Kind nicht ernähren zu können. Dann kam der Befreiungsschlag. Ein Erfahrungsbericht.

„Wir haben uns so sehr auf unsere Maus gefreut. Ich war schon eine Weile im Beschäftigungsverbot, so dass ich viel Zeit hatte zu lesen, mich auszuruhen und die Vorfreude so richtig auszukosten. In dieser Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht um Dammrissgrade und derlei Dinge, aber niemals über das Thema Stillen nachgedacht. Das war so naturgegeben. Klar, dass das alle Frauen können. Die, die nicht stillen, sind Rabenmütter. So war es in meinem Kopf, so wurde es vermittelt.

Tja, Maus kam. Ich hatte eine wunderbare Geburt. Die Beleghebamme war toll. Am zweiten Tag kehrte dann auch richtig Ruhe ein. Es war innig, nur wir und wenig Überwachung von den Schwestern. Als ich aber nachts zum Wiegen ging, begann das Drama, weil der Gewichtsverlust meiner Tochter schon bei fast zehn Prozent ihres Geburtsgewichts lag und sie ohnehin ein leichtes Baby war.

„Ihre Brustwarzen passen nicht in den Mund des Kindes“

Das Krankenhaus, in dem ich entbunden hatte, gilt als ,stillfreundlich‘. Was ich dann aber erlebte, glich für mich eher einer ,Stillmafia‘. Erst wurde nur geschaut, wie ich anlege. Dann kam alle zwei Stunden jemand rein, um zu kontrollieren, und ich musste natürlich sehr häufig wiegen. Nach jedem Schichtwechsel erzählten mir die Schwestern und Stillberaterinnen wieder etwas anderes: viel Anlegen, nicht Pumpen. Sofort pumpen. Nur pumpen und nicht mehr stillen. Es war der Horror. Am Ende hieß es sogar, meine Brustwarzen passen nicht in den Mund des Kindes …!

Ich fühlte mich furchtbar, einfach total unfähig. Stundenlang saß ich täglich auf meiner Verletzung und pumpte, was da Zeug hielt. Geschlafen und gekuschelt hab ich dementsprechend nicht mehr viel. Die Maus brüllte nur vor Hunger und sicherlich auch wegen meiner schlechten Stimmung und Anspannung. Hinzu kam, dass zahllose Gäste meiner Bettnachbarin unser Zimmer bevölkerten, während ich abpumpen musste. Ins Stillzimmer ausweichen wollte ich auch nicht, weil ich darauf hoffte, dass die Schwester jeden Moment kommen und mir sagen würde, wann ich endlich heim darf. Es war der absolute, unvorstellbare Horror. Ich habe nur noch geheult.

Ich fühlte mich wie eine schlechte Mutter

Da meine Nachsorgehebamme auch Hebamme an eben jenem Krankenhaus war, durfte ich nach drei Tagen nach Hause. Dort pumpte ich dann wirklich permanent ab und stillte. Es wollte kein Milcheinschuss kommen, so dass ich zu allen möglichen Mitteln griff: Karamalz, Stillkugeln, Stilltee, Bockshornkleesamenkapseln, Gelee Royal … Nichts half.

Da hatte ich nun meine Maus bei mir zuhause und fühlte mich nur schlecht. Mein Frauenarzt nahm bei der Nachuntersuchung dann ein wenig den Druck raus. Nach drei Monaten, in denen sich in meinem Kopf wirklich alles darum gedreht hatte, dass ich eine schlechte Mama bin, weil ich mein Kind nicht ernähren kann, habe ich es dann schließlich aufgegeben. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Und ich habe auch im Nachhinein noch viele Tränen vergossen, nachdem ich abgestillt hatte.

Aber! :) Meine Maus bekam mit fünf Monaten die erste Beikost. Seit sie elf Monate alt ist, isst sie wirklich alles bei uns mit. Knoblaucholiven sind grad das große Highlight. Fläschchen gibt es abends und nachts immer noch in rauen Mengen. Mir ist damit einfach so eine Riesenlast von den Schultern gefallen, weil ich nicht mehr allein für die Ernährung und das Gedeihen meines Kindes verantwortlich war.

Wer diesen Druck aufbaut, weiß gar nicht, was er anrichtet

Auch die angeblich innigere Bindung, die Stillmamas mit ihren Mäusen haben sollen, vermisse ich nicht. Ich hab viel im Tuch getragen. Unser Familienbett in Kombination mit Beistellbett tut das Übrige. Und ich freue mich heute einfach über jeden Schritt, den Maus weiter in die Selbständigkeit macht.

All jene, die Stillen zum Muss erklären, haben keine Ahnung, was sie eigentlich damit anrichten, wenn sie so einen Druck und so einen Wettbewerb aufbauen (den ich bis heute in allen Bereichen des Mamaseins beobachte: ,Schau doch, wie ich es mache …‘). Wie schlecht es einem gehen kann, wenn man sich eben nicht bewusst gegen das Stillen entscheidet. Beim nächsten Kind werde ich es sicher wieder versuchen – aber diesen Stress lasse ich mir und meinem Baby nicht noch einmal machen.“

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„Medikamente machten Muttermilch unbrauchbar“

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(c) Jenny Ruhland / ZVG

Ihre Zwillinge zu versorgen und den Milchfluss anzukurbeln, kostete Jenny Ruhland (40) aus München so viel Kraft, dass ihr Körper plötzlich in Streik trat. Selbst, als sie sich im Spiegel kaum wiedererkannte, gab sie den Kampf nicht auf. Ein Erfahrungsbericht.

„Meine Zwillinge kamen sechs Wochen zu früh per Kaiserschnitt auf die Welt. Da mein Körper dem plötzlichen Ende der Schwangerschaft offensichtlich hinterherhinkte, war von Milcheinschuss leider keine Spur. Man brachte mir daher gleich nach der OP die Abpumpmaschine ans Bett mit der Anweisung, alle drei Stunden zu pumpen, bis irgendwann die Milch einschießen und meine Kinder versorgen sollte. Bis dahin bekämen sie Frühchenmilch.

Von nun an begann für mich ein täglicher Marathon. Meine beiden Babies waren auf zwei verschiedenen Stationen verteilt. Meine Tochter befand sich auf der Frühchenstation, mein Sohn auf der Intensivstation. Beide mussten tagelang noch 24 Stunden überwacht werden und durften nicht bei mir im Zimmer schlafen.

Stolz auf jedes Tröpfchen

Ich stürzte vom einem Zwilling zum anderen, bemühte mich, beiden gerecht zu werden, sie im Arm zu halten, zu wickeln und die Flasche zu geben. Der Zeitplan befahl, dass ich mich schon bald wieder losreissen musste, um eine Stunde an der Maschine zu hängen, die sich ratternd bemühte, meinem – von der strapaziösen Zwillingschwangerschaft und der Operation – erschöpften Körper wenigstens ein wenig Milch zu entlocken.

Irgendwann kam etwas zum Vorschein, das einen halbwegs flüssigen Eindruck machte, und ich war stolz auf jedes Tröpfchen. Wenn ich mit einem Abpumpvorgang endlich fertig war, riss ich den kalten Trichter von meiner wunden Brustwarze und raste wieder zu meinen Kindern, die mich doch – viel zu früh geboren – so dringend brauchten. Ich hatte ja nur zwei Stunden bis zum nächsten Abpumpen. Ich kam nicht zum Essen und ich kam nicht zum Schlafen. Selbst in der Nacht musste ich den Wecker stellen, da mir gesagt wurde, ich müsse alle drei Stunden abpumen – auch nachts, sonst würde sich der mühsam herbeigezwungene Milchfluss wieder einstellen.

So schlurfte ich dreimal in der Nacht auf den Flur und gab meine Milch ab, damit das Wenige noch auf meine beiden Kinder verteilt werden konnte. Mein Mann und meine Schwestern bemühten sich redlich, mir irgendetwas zu Essen einzuverleiben, brachten mir Obstkörbe, Hühnerbrühe und dergleichen. Denn auch sie fragten sich irgendwann, wo die Milch eigentlich herkommen sollte.

Durchhalten begann sich auszahlen

Doch ich wollte unbedingt stillen. Jeder hatte gesagt, ich solle alles dafür tun, es wäre das Beste und Wertvollste für meine Babies, und sie würden es mir ewig mit ihrer Gesundheit danken. Die leisen Warnungen und Ratschläge meines Mannes überhörte ich. Ob ich mich nicht vollends erschöpfen würde, ob es nicht viel besser für die Kinder und mich wäre, wenn ich mich ihnen ganz in Ruhe widmen könnte ohne diesen Pump-Terminplan und dass sie zudem doch mit der Frühchenmilch ganz prima gedeihen würden.

Nein, ich würde jetzt nicht aufgeben, schließlich war Muttermilch durch nichts zu ersetzen. Und tatsächlich: irgendwann hatte ich es geschafft! Die Milch wurde immer mehr und ich konnte die Kinder anlegen. Ich war sehr glücklich und stolz, dass ich sie nun alleine ernähren konnte. Nach zehn Tagen wurden wir alle drei aus der Klinik entlassen, und ich stillte die Kinder voll.

Doch dieses Glück währte nicht lange. Bereits nach einer Woche zuhause stellte meine Nachsorgehebamme fest, die Babies nähmen nicht zu. Ich hätte offenbar zu wenig Milch und müsste zufüttern. Nun begann ein neuer Stress: Stillen, Fläschchen, Stillen, Fläschchen. Ich kam aus dem Füttern gar nicht mehr heraus. Dazu kamen die schlechten Nächte und die Nachwirkungen der Schwangerschaft und der OP, die schmerzende Narbe und die anstrengende Phase in der Klinik und jetzt zuhause.

Plötzlich war mein halbes Gesicht gelähmt

Erschöpft sank ich eines Abends zusammen und teilte meinem Mann irritiert mit, ich könne mein linkes Auge nicht mehr schließen. Ein Blick in den Spiegel ließ mich erschrecken: Meine linke Gesichtshälfte hing schlaff herunter, und ich konnte sie nicht mehr bewegen.

Meine Schwester, die Ärztin ist, schickte mich sofort am nächsten Tag zu einem Neurologen. Der stellte eine halbseitige Gesichtslähmung (facialis parese) fest. Auslöser war wohl Stress und eine totale Entkräftigung des Körpers. Doch um sicher zu gehen, musste ich mich noch einer Reihe von Tests unterziehen (Kernspinn, Nervenwasserentnahme, Nervenstromtest etc.) Anschließend musste ich sofort hochdosiertes Cortison nehmen.

Stillen dürfte ich jetzt nicht, hieß es, Cortison wäre Gift für unsere Kinder. Doch um den Milchfluss beizubehalten, müsse ich nun wieder abpumpen. Jeder Arzt riet mir zum Stillen – unbedingt stillen! Auch die Hebamme. Jede Mutter, die ich traf, bedeutete mir, ich müsse es tun, um eine gute Mutter zu sein. Nur meine eigene Familie riet mir ab, doch ich war taub auf diesem Ohr. Ich pumpte also wieder ab, alle drei Stunden, und schüttete das edle Gut anschließend ins Waschbecken, während die Kinder die Flasche bekamen. So ging das ganze drei Wochen lang.

Ich war vollkommen erschöpft und erholte mich nicht von meiner Lähmung. Nachts schlief ich mit einem Augenverband, da ich das Auge ja nicht schließen konnte. Meine linke Gesichtshälfte hing schlaff nach unten. Ich konnte kaum essen, da ich meinen Mund nur rechts bewegen konnte. Hinzu waren noch ein starker Tinnitus und ein Kapaltunnel-Syndrom gekommen. Es war furchtbar!

Was für Wonneproppen – und ich hatte es kaum bemerkt

Die Milch wurde beim Abpumpen immer weniger, bis schließlich gar nichts mehr kam. War ich schon nicht vernünftig genug, so war es offensichtlich mein Körper. Er streikte auf einmal. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich frustriert ins Wohnzimmer wankte, wo mein Mann unsere Tochter gerade mit der Flasche fütterte und meine Mutter unseren Sohn. Mir fiel auf, wie prächtig sie gewachsen waren in den letzten drei Wochen, wie süß sie waren und wie gesund sie aussahen. Ich hatte es kaum bemerkt, ich hatte mich nur darum gedreht eine gute Mutter sein zu wollen, und gedacht, ich müsse stillen. Endlich hatte ich eingesehen, dass ich in diesem „Stillwahn“ übersehen hatte, worauf es eigentlich für ein Kind ankommt: eine gesunde, entspannte und zufriedene Mutter.

Von diesem Moment an habe ich diese sterile Pumpmaschine für immer weggepackt und vollkommen überzeugt zur Flaschenmilch gegriffen. Denn es war das Beste für mich  – und daher auch für unsere Kinder. Wir haben immer dafür gesorgt, beim Fläschchengeben eine ruhige Atmosphäre zu schaffen, haben die Kinder dabei ganz fest im Arm gehalten und diese Momente beiderseitig sehr genossen. Ein innigeres Verhältnis als das, das wir zu unseren Kindern haben, kann es nicht geben. Heute sind sie sieben Jahre alt und könnten gesünder und wundervoller nicht sein!“

 

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Glückliches Flaschenkind – unglückliche Mutter?

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Julia W / ZVG

Die Erfahrung von Julia W. spiegelt die emotionalen Qualen wider, die viele Mamas durchmachen, die nicht stillen können: Sie sehen zwar, dass ihr Flaschenkind glücklich gedeiht, hadern aber mit sich. Julia hätte sich einiges erspart, hätte sie die Dinge damals so entspannt sehen können wie heute.

„Nachdem die Schwangerschaft nicht ganz so verlaufen war, wie erwartet, lief die Geburt meiner Tochter Anna glücklicherweise recht unkompliziert. Doch bereits das erste Anlegen im Kreissaal gestaltete sich nicht so einfach. Die betreuende Hebamme brauchte 20 Minuten dafür und kam ganz schön ins Schwitzen. Ich hatte mich sehr auf das Stillen gefreut, ich wollte für meine Tochter nur das Beste und alles richtig machen.

Auch in den weiteren Tagen auf der Wöchnerinnenstation war das Anlegen schwierig, aber mit Hilfe der geduldigen Schwestern klappte es meistens. In der dritten Nacht hatte die Kleine jedoch so viel abgenommen, dass ich zufüttern sollte.

Am nächsten Tag wollten wir endlich nach Hause, doch bei einer Stillprobe zeigte sich, dass Anna selbst nach vierzig Minuten an der Brust praktisch nichts getrunken hatte, obwohl Milch eingeschossen war. Also wurde mir ein Rezept für eine elektrische Milchpumpe in die Hand gedrückt mit der Empfehlung, die Kleine nun bei jeder Fütterung eine halbe Stunde anzulegen – damit sie das Trinken an der Brust nicht verlernt – ihr dann die Flasche zu geben und anschließend noch eine halbe Stunde abzupumpen, damit der Milchfluss nicht abnimmt. Zusammengerechnet also eine Prozedur von eineinhalb Stunden.

Verzweiflung – und keine Kraft mehr

Zu Hause unterstützte mich meine Nachsorgehebamme und machte mir Mut, dass die Kleine mehr und besser an der Brust trinken würde, wenn sie ein bisschen zu Kräften gekommen wäre. Leider änderte sich in den nächsten Tagen und Wochen aber nichts an Annas Trinkverhalten. Wenn ich es schaffte, sie anzulegen, dann nuckelte sie zwar friedlich an meinen Brustwarzen herum – die natürlich längst blutig waren – aber getrunken wurde nur die abgepumpte Milch aus der Flasche.

Meine Kleine hatte alle zwei bis drei Stunden Hunger, demnach blieb mir kaum Zeit zum Ausruhen oder Schlafen, sodass ich nach zwei Wochen nachts nur noch einmal abpumpte. PRE-Milch kam zum Einsatz, und meine Nerven lagen blank. Nach weiteren zwei Wochen war ich nur noch am Heulen. So ging es nicht weiter, ich konnte einfach nicht mehr. Gleichzeitig wollte ich nicht aufgeben, andere Mütter schafften es doch auch, warum ich nicht?

Ich war völlig verzweifelt, körperlich und emotional am Ende. Doch mit dem Stillen aufzuhören kam mir wie Aufgeben und Versagen gleichzeitig vor.

Flaschenkind ging es gut, mir aber nicht

Ich hatte mir das alles anders vorgestellt. Meine Familie redete mir gut zu, dass eine gute Mutter nicht unbedingt eine stillende Mutter sein muss. So wurde Anna nach vier Wochen Stillen zum Flaschenkind, und natürlich ging es ihr sehr gut! Ich dagegen hatte noch Wochen und Monate emotional zu kämpfen: mit mir und meiner Entscheidung abzustillen.

Jedes mal, wenn ich eine stillende Mutter sah oder das Thema angesprochen wurde, war ich den Tränen nahe und hatte das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. Keiner machte mir ein schlechtes Gewissen, nur ich selbst.

Manchmal kommt es anders als man denkt!

Im Nachhinein betrachtet, war es für Anna und mich die richtige Entscheidung. Heute sehe ich das damalige Abstillen viel rationaler und völlig entspannt. Meine Tochter hat sich prächtig entwickelt. Es kommt eben nicht immer alles so, wie man es sich vorstellt. Wenn ich ein weiteres Kind bekomme und es dann mit dem Stillen klappt, ist es gut, klappt es nicht, ist es genauso gut.“

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Erfahrungsbericht eines Flaschenkind-Vaters: „Dank Fläschchen kann ich stillen“

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ZVG / Matthias Siebringhaus
ZVG / Matthias Siebringhaus

Elternsein ist so schön – und auch so anstrengend. Matthias Siebringhaus (34), Veranstaltungstechniker aus Neersen, ist Papa von einem Flaschenkind und erklärt, wo die Gesellschaft noch so einiges zu lernen hat und warum die Babyflasche etwas so Wunderbares ist. Ein Erfahrungsbericht.

„Die Schwangerschaft war für meine Frau sehr beschwerlich. Die ersten Monate war Steffi geplagt von extremer Morgen-Übelkeit und Erbrechen. Dann kam der heiße Sommer und die Kreislaufprobleme, und dann – um die 25. Woche – reihte sich noch eine Symphysenlockerung ein, die sie dann endgültig außer Gefecht setzte. Sie hatte solche Schmerzen, dass sie sich nur auf Krücken fortbewegen konnte. In der 28. Schwangerschaftswoche war es so schlimm, dass sie ins Krankenhaus musste. Den Ärzten gelang es jedoch, dass es einigermaßen erträglich wurde.

Ich fühlte mich hilflos

Für mich war diese ganze Zeit über das Schlimmste, dass ich ihr nicht helfen konnte. Auch wenn ich ihr was zu Essen brachte oder sonst etwas: Ich hatte das Gefühl, sie muss es alleine durchstehen. Am Abend, bevor unser Sohn geholt wurde (aufgrund der Symphysenlockerung wurde ein Kaiserschnitt gemacht), hatte Steffi sich in die Wanne gelegt, um noch mal zu entspannen. Ich nahm mir einen Stuhl, setzte mich neben sie, und wir sprachen über dies und das – auch das Stillen.

Steffi war bei diesem Thema schon immer etwas hin- und her gerissen. Für sie sprach vieles dagegen. Unter anderem wollte sie mir ermöglichen, mich mehr mit in die Pflege und das Umsorgen unseres Sohnes einzubinden, da dies ihrer Meinung nach von der Gesellschaft viel zu sehr vernachlässigt wird. Trotzdem riet ich ihr, es wenigstens zu versuchen mit dem Stillen.

Er war da – die schönsten Augenblicke meines Lebens

Und dann war es so weit. Auch wenn es jetzt aus Männersicht etwas kitschig klingt: Als mein Sohn im November 2015 auf die Welt kam, stand die Zeit für einen Augenblick still. Während meine Frau versorgt wurde, ging ich mit der Hebamme in den Kreißsaal, wo er gemessen und gewogen wurde. Dann haben wir ausgiebig gekuschelt, Haut an Haut. Nach wie vor ist das der schönste Augenblick gewesen. Als meine Frau dann aus dem OP kam, durfte sie auch erst mal kuscheln. Und dann stellte die Hebamme die Frage aller Fragen: ‚Möchtest du stillen?‘

Stillen oder nicht stillen?

Ich merkte schon, wie Steffi sich verkrampfte – und ich glaube, am liebsten hätte sie Nein gesagt. Noch am Abend vorher hatte sie mich instruiert, im Zweifel einzuschreiten, wenn sie zu etwas überredet zu werden drohe, was sie nicht will.

Doch dann legte sie unseren Sohn an. Aus meiner Sicht war es eine Katastrophe. Er hatte enorme Probleme mit ihrer sehr großen Brust, und sie lag heulend und total verkrampft im Bett. Gott sei Dank hatten wir eine super Hebamme, die die Situation direkt erkannte. ‚Das hat keinen Zweck, du quälst dich ja nur!‘

Wir machten es uns leicht? Mitnichten

Ich muss sagen, dass ich diese Entscheidung keine Sekunde bereue. Ich hatte endlich das Gefühl, zu etwas gut zu sein. ICH kann auch meinen Sohn ernähren! Als wir aus dem Krankenhaus nach Hause kamen, konnten Steffi und ich uns nachts abwechseln, so dass jeder genug Schlaf bekommen konnte.

ABER: Jeder, der behauptet,wir hätten es uns leicht gemacht, hat keine Ahnung. Das Flaschegeben ist ein sehr viel größerer Aufwand als zu stillen. Als Stillende dockt man an – und gut ist. Die Flasche muss gespült und sterilisiert werden, man muss immer schauen, das man genug im Haus hat, und es ist im Vergleich zur Muttermilch einfach teuer.

Außerdem muss Steffi sich oft rechtfertigen, warum sie nicht stillt. Die wenigsten kommen von selbst darauf, dass ihr Körper ist und keinen es etwas angeht, ob sie stillt oder nicht.

Viele beschweren sich, sie würden schräg angesehen werden, wenn sie in der Öffentlichkeit stillen. Dann gebt eurem Kind mal öffentlich die Flasche! Die Blicke durchbohren einen förmlich, und oft ernten wir verachtendes Schnauben.

Wir kennen einige Mamas, die völlig erschöpft sind, weil sie diese Last alleine tragen. Wir waren froh, dass wir es uns geteilt haben – wobei wir auch ein großes Verständnis füreinander entwickeln und diese ja nicht nur anstrengende, sondern auch so zauberhafte Phase nach der Geburt wirklich genießen konnten. Das bleibt uns für immer!

PRE, HA – HÄÄÄ?

Meine Frau hasst mich manchmal dafür, dass ich diese so viel im Internet recherchiere. Beim Thema Flaschennahrung hatte ich zunächst das Gefühl, man muss studiert haben. PRE, HA, mit und ohne rechts- oder linksdrehende Bakterien … Letztendlich haben wir uns für die Sorte entschieden, zu der unsere Hebamme uns riet. Wir hatten zunächst die gleiche Nahrung wie im Krankenhaus geholt, sie meinte jedoch, wir können ruhig zu einer anderen günstigeren Marke wechseln, da die gleichen Inhaltsstoffe drin seien. Das hat auch wunderbar geklappt.

Männer nehmen in den Arm, Männer geben Geborgenheit ..

Als Fazit kann ich nur sagen: Väter werden von der Gesellschaft und Industrie total vernachlässigt. Eigentlich ist es schon diskriminierend. In der Werbung sieht man entweder stillende Mütter oder Frauen, die die Flasche geben. Ich habe noch in keiner Werbung einen Papa gesehen. Dabei können wir auch was für unsere Frauen und Kinder tun: Auch wir können unseren Kindern Zärtlichkeit und Geborgenheit geben, sie ernähren und unsere Frauen entlasten. Gerade nachdem sie neun Monate lang unseren Nachwuchs in sich getragen haben!

Und streng genommen ’stillen‘ wir Flaschen-Eltern auch. Hat das Kind Hunger und schreit, gibt man ihm die Flasche und das Kind ist auch ’still‘. :-)“

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„Traurige und düstere Gedanken wurden immer unerträglicher“

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(c) ZVG / privat
(c) ZVG / privat

Annika (25) aus der Nähe von Frankfurt am Main wollte nach der Geburt ihrer Tochter stillen – und ging daran emotional zugrunde. Nur schwer fand sie den Weg raus aus einer Wochenbett-Depression, die aufgrund des empfundenen Stillzwangs eine mütterliche Beziehung zu ihrem Kind schier unmöglich machte. Ein Erfahrungsbericht.

„Ich hatte niemals in Betracht gezogen, dass Stillen nicht schön sein könnte. Oder weh tut. Oder verdammt anstrengend ist. Ich hätte nicht im Traum daran gedacht, dass ich weinend, wie ein schlafloser Zombie, nachts im Sessel sitzen und traurig darüber sein würde, dass ich die Schwangerschaft nicht rückgängig machen kann. Ich verfluchte mich selbst. Wie kann man nur so blauäugig sein, schwanger zu werden. Ich verfluchte die anderen. Warum hatte mir das niemand gesagt? Mich vorgewarnt?

Ich hatte Schmerzen, mehr als acht Tage lang so gut wie keinen Schlaf – und mit fast keinen meine ich auch fast keinen-, meine Nippel waren gereizt, bluteten manchmal, und bei jedem Anlegen zog sich meine Gebärmutter krampfartig zusammen. Das ist gut, sagten sie mir. Dann zieht sich alles schön zurück. M-hm.

Von Muttergefühlen keine Spur

Wenn ich dann mal Schlaf fand, war er auch nach 30 bis 40 Minuten wieder vorbei. Na gut, aufstehen, Kind nehmen, in den Sessel setzen. Immer mit dem Gedanken: Gleich tut’s weh. Angefangen zu weinen habe ich schon beim Wachwerden. Ich wollte einfach nicht mehr. Wie gerne wäre ich einfach abgehauen oder hätte mich verkrochen. Leider hatte ich auch dementsprechende Gefühle dem Kind gegenüber. Muttergefühle waren noch weit entfernt. Ich hatte Mitleid und Verantwortungsbewusstsein meinem Baby gegenüber. Ich versorgte es, wie es eben nötig war, nur eben ohne positive Gefühle. Ich habe mich öfters leise weinend bei meiner Tochter dafür entschuldigt, dass wir sie gezeugt haben. Mir zerriss es das Herz, dass dieses unschuldige Kind nun da war, aber ich nicht so empfinden konnte wie es eine Mutter eigentlich sollte.

Ich wollte sie einfach nicht mehr anlegen an meine Brust. Ich fand ihr Weinen unausstehlich, konnte es nicht hören. Mein Mann lief mit ihr dann durch die Wohnung. Er war generell umwerfend. Eigentlich hätte er die Mutter werden sollen, dachte ich mir zu dieser Zeit.

Ich stillte sie weiter, aber nach wie vor mit Abneigung. Der Schlafentzug war wie Folter für mich, psychische Folter. Ich war hochgradig depressiv. Wochenbettdepression. So richtig.

Was hielt mich vom Abstillen ab?

‚Leg‘ dich doch einfach hin wenn sie schläft‘, sagten sie. Konnte ich nicht. So sehr ich es mir wünschte schnell einzuschlafen, ich brauchte bis zu einer Stunde, damit es klappte. Und dann stand nach kürzester Zeit schon wieder die nächste Stillsession an. Es war ein Teufelskreis. Das Hormonchaos, Schlafentzug, Wochenbettdepression, wunde Brustwarzen. Der Schlafentzug machte die Depression noch extremer, traurige und düstere Gedanken wurden immer unerträglicher. Ich sagte so oft zu meinem Mann unter Tränen, dass ich abstillen will. ‚Mach doch, ich wurde nie gestillt. Meinen Segen hast du!‘, war sinngemäß seine Antwort. Er stand komplett zu mir, egal, wie ich mich entscheiden würde. Was hielt mich also davon ab, aufzuhören?

Stillpropaganda. ‚Stillen ist das Beste für Ihr Baby.‘ Stillen verringert Allergierisiken, macht Babys schlauer. -besserer Darm, weniger Ohrenentzündungen, bessere Mutter-Kind Bindung. Industriemilch ist wie Gift für den kleinen Körper, tote Substanz, Wundermilch Muttermilch. Sie hilft einfach gegen ALLES. Als schlafloser, depressiver Hormonzombie fährt einen dieser voll beladene Propagandazug mit voller Wucht über den Haufen.

Nun kann ich dieses Baby schon nicht so freudig lieben wie gedacht – und jetzt will ich ihm auch noch aus egoistischen Gründen die Muttermilch wegnehmen. Das zermürbte mich unbeschreiblich. Also stillte ich weiter, weinend.

Es musste ein Schlussstrich gezogen werden

Drei Wochen nach der Geburt konnte ich endgültig nicht mehr. Nach einem intensiven Gespräch mit meinem Mann, der mittlerweile auch einfach nur noch fertig war, stand der Entschluss fest. Ich stillte sie morgens noch ein letztes Mal und ab dann war Schluss. Ich musste mich selbst wieder hinkriegen, zum Wohl unserer kleinen Familie. Das abrupte Abstillen verursachte auch erst mal Schmerzen, meine Brüste waren knallhart und taten weh. Salbeibonbons und gelegentliches Ausstreichen halfen soweit gut, nach einer Woche wurde es besser. Mein Mann und ich konnten uns nun endlich abwechseln mit dem Füttern. So hatten wir beide stets um die zwei bis fünf Stunden Schlaf am Stück. Es ging bergauf!

Allerdings brauchten meine Gefühle noch eine ganze Weile, um sich zu erholen. Ich konnte so langsam Freude an meinem süßen Baby empfinden, was auch meinem Mann einen tonnenschweren Stein vom Herzen nahm. Mir wurde dann erst richtig bewusst, wie hilflos er sich gefühlt haben muss. Richtige Muttergefühle, so wie man sie sich vorstellt, kamen etwa nach drei bis vier Monaten auf. Wir hatten uns als Familienteam eingespielt und die Depression kam nur noch selten hervor.

Ich bin nach wie vor unglaublich froh, abgestillt zu haben. Das war für mich, unsere Familie, aber vor allem für unser Kind, das Beste, was ich je hätte tun können. Sie wird nun bald zwei Jahre alt, ist kerngesund, sehr gut entwickelt, quasselt wie ein Weltmeister und wird vor allem unbeschreiblich geliebt. Die Muttergefühle, diese einzigartige Liebe, haut mich regelmäßig um. Schlichtweg unbeschreiblich. Über mein damaliges Empfinden und die Situation, vor allem über den Anfang, bin ich mittlerweile sehr schockiert und auch stellenweise traurig und wütend.

Ich war traurig und wütend

Nicht weil ich aufgehört habe zu stillen, sondern weil ich nicht früher abgestillt habe. Weil ich mich von solchen Phrasen übers Stillen unter Druck gesetzt habe. Unnötig. Ich bin sauer, dass oftmals vermeintliche Fachleute Frauen beraten und unter Druck setzen. Speziell in sozialen Netzwerken kann der Druck auf Mütter immens sein. Ich bin traurig, dass ich keine schönen Erinnerungen an diese eigentlich ja besondere, erste Zeit mit Baby habe.

Zum Stillen gehört mehr dazu als zwei milchbildende Brüste und ein Baby. Ich hatte Milch, mein Kind hat perfekt gesaugt und sich selbst direkt vorbildlich angelegt. Die Hebamme im Krankenhaus war begeistert, wie gut es klappte.

Das Problem sollte klar geworden sein. Es kann zig individuelle Gründe geben, warum Stillen nicht das Beste ist. Oder möchte wirklich jemand behaupten, dass mein Kind besser dran gewesen wäre, wenn ich weitergestillt hätte? Unter den bereits genannten Bedingungen? Ist es das Beste fürs Baby, wenn es zwar gestillt wird, aber trotzdem keinerlei Bindung von der Mutter aus entsteht, eher das Gegenteil?

Jede Frau hat ihre Gründe

Eine Wochenbettdepression kann jeder Mutter passieren. Ohne Vorwarnung, völlig unabhängig vom Geburtserlebnis. Auch ohne Wochenbettdepression kann es zig Gründe geben, warum Stillen nicht das Beste ist, für die jeweilige Situation des Babys, der Frau oder der Familie.

Frauen aus Wohlstandsländern haben zum Glück die Wahl, ohne immense Nachteile. Wir können Kinder ernähren, ohne uns selbst kasteien zu müssen. Leider haben jene Stillfanatiker selten genug Weitblick und Empathie, um zu verstehen, dass es – anders als der eigenen Ideologie entsprechend – auch auf anderem Weg, ohne Nachteil, funktionieren kann.“

 


Du hast etwas Ähnliches erlebt und möchtest uns und andere Frauen gern an deiner Geschichte teilhaben lassen? Dann schreibe uns!

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„Eine Mutter, die die Flasche gibt statt zu stillen, ist nicht ‚inkompetent'“

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(c) dasfotostudio.de
(c) dasfotostudio.de

Nina (30) aus München hat ihr Nuckelchen wenige Wochen lang gestillt und dann scheinbar unkompliziert auf Fläschchen umgestellt. Doch hinter diesem Schritt steckte harte Arbeit und ein noch härteres Fell. Mit ihrem Erfahrungsbericht will sie andere Mütter dazu ermuntern, sich rechtzeitig über mögliche Szenarien nach der Geburt zu informieren, damit sie die für sie beste Entscheidung auch wirklich selbstbewusst und stark treffen können.

„Als ich neulich Pre-Milchpulver für meine Kleine gekauft habe und für mich einen Apfel und eine Banane, lächelte mich die Dame an der Kasse freundlich an und sagte: ‚Sie müssen stillen. Dann klappt das mit dem Abnehmen von ganz allein!‘ Abgesehen von der Dreistigkeit, mit Übergewicht zu unterstellen, war ich in diesem Moment sprachlos ob des Eingriffs einer völlig fremden Person in etwas so Persönliches wie die Ernährung meines Kindes. Denn hier geht es nicht nur um die Frage, ob Karotte oder Kartoffel den besseren Brei machen – sondern es geht darum, ob ich meinem Kind die Liebe, Nähe und Sicherheit bieten kann, die es durchs Stillen angeblich so viel eher bekommen würde als durch die Flasche.

Stillen? Nicht um jeden Preis

Obwohl an allen Ecken und Enden zu jeder Zeit gepredigt wird, wie wichtig und gesund Muttermilch für das Neugeborene ist, hatte ich mir bereits während der Schwangerschaft fest vorgenommen: Ich werde stillen – doch nicht um jeden Preis. Sollte irgendwann der Punkt kommen, an dem Mutter und Kind mehr unter dem Brustgeben leiden als eine intakte Beziehung zueinander aufbauen zu können, wird Fläschchen gegeben. Die Frage sollte sich aber anfangs nicht stellen. Die kleine Dame kam auf die Welt und wurde früher als gedacht mit Milch versorgt. Das fand sie so gut, dass wir anderen Müttern auf der Babystation sogar als „Vorzeige-Still-Paar“ vorgestellt wurden. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich niemals gedacht, dass sich an der Situation etwas ändern könnte.

Und das, obwohl ich mich berufsbedingt fast täglich mit dem Thema Babynahrung via Fläschchen auseinandersetze. Ich bin vertraut mit sämtlichen Studien, die das Thema Stillen nicht einfach nur glorifizieren, sondern sachlich und reflektiert betrachten und im Vergleich mit Flaschenahrung aufzeigen, dass nicht das eine gut und das andere böse ist – sondern beides Möglichkeiten, seinem Kind das Beste zu bieten, was es zum Wachsen und Gedeihen braucht.

Frauen, die nicht stillen, sollen ‚inkompetent‘ sein?

Mir war zu jedem Zeitpunkt klar, dass sich Milchpulver nicht negativ auf die Entwicklung meines Babys auswirkt, es weder dümmer noch dicker würde als andere Kinder. Mütter, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, Flaschenmamis zu diskreditieren und öffentlich an den Pranger zu stellen, wie es in manchen Facebook-Gruppen der Fall ist, die sich mit vermeintlichen Ammenmärchen rund ums Stillen beschäftigen, konnte ich stets entgegnen: Nein, eine Mutter, die die Flasche gibt, ist nicht ‚inkompetent‘ (das ist tatsächlich ein Zitat, so traurig es mich stimmt).

Als mein Kleines sechs Wochen alt war, gab es einen Abend, an dem es nicht satt wurde. Das letzte Füttern vor dem Schlafengehen entpuppte sich als Horror, denn Madame trank und trank und trank – doch es reichte ihr nicht. Mein Körper hatte den Moment verpasst, sich auf den ersten großen Wachstumsschub meiner Tochter einzustellen.

Eigentlich hatten wir nie Probleme beim Stillen

Wer nun sagt ‚das kann gar nicht sein, die Brust produziert IMMER babygerecht und seinen Anforderungen entsprechend‘, der darf an dieser Stelle aufhören zu lesen und sich einer dieser grausam ungerechten und verblendeten Facebook-Gruppen anschließen. Denn Tatsache ist: Bis dahin hatten wir niemals Probleme beim Anlegen oder Sattwerden. Kein einziges Mal.

(c) Nuckelchen.de

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Da die Angst, mein Kind könne über die Weihnachtsfeiertage tatsächlich Hunger leiden, zu groß wurde, holte ich mir zum einen eine Milchpumpe, zum anderen eine Packung Milchpulver. Die letzte Mahlzeit des Tages ersetzte ich ab diesem Moment durch eine Flasche, was nicht nur Ruhe und Frieden zurück in unsere kleine Familienidylle brachte, sondern mein Kind lächelnd einschlafen und – ja, sogar durchschlafen ließ. Die Folge war, dass wir beide entspannter in die gemeinsame Nacht starteten, mein Kind nicht mehr unnötig Schmerz empfinden musste und ich als Mutter somit wieder alle Kraft und Ruhe hatte, um 24 Stunden am Tag für mein Kind da zu sein, und zwar mit voller Energie.

Die Flasche war eine Bauchentscheidung

Für mich war die Entscheidung, zur Flasche zu greifen, eine Bauchentscheidung, in der ich von meiner sowie anderen mir bekannten Hebammen und den Krankenschwestern in der Klinik auf Rückfrage durchweg unterstützt wurde. Während meine Mutter mich stets zurück zum Vollstillen leiten wollte, versuchte meine Schwiegermutter gar, mich komplett zur Flaschennahrung zu überreden. Von keiner der beiden ließ ich mich beeinflussen in meiner Entscheidung und bin mir dessen durchaus bewusst, dass ich – im Gegensatz zu vielen anderen Müttern – weit weniger Sorgen oder Kritiker von außen hatte oder Tränen vergießen musste hinsichtlich des Fläschchen-Themas. Hier kam mir mein Hintergrundwissen ebenso zugute wie die Erfahrungsberichte anderer Mütter, die mich in den vergangenen Monaten erreicht hatten.

Aus einer Gute-Nacht-Flasche wurden Fläschchen für unterwegs, wenn ich nicht in der Öffentlichkeit stillen wollte. Mal verlangte die Kleine noch nach der Brust, mal lehnte sie sie ab. Mein Körper passte sich an und nach knapp drei Monaten waren wir komplett bei der Flasche angekommen. Der Papa freute sich, dass er Nachtschichten übernehmen und mir mal einen freien Abend ermöglichen konnte. Er war glücklich darüber, endlich auch eine so innige Beziehung zu seiner Tochter aufbauen zu können, wie ich sie hatte – mit Erfolg.

Dennoch hatte ich ein schlechtes Gewissen

Dennoch ertappte ich mich dabei, wie ich ein schlechtes Gewissen verspürte. Nicht, weil ich an meiner Entscheidung zweifelte, aus einem Stillkind ein Flaschenkind zu machen. Sondern weil mir die gesamte Welt zwischen den Zeilen klar machen wollte, ich sei als Mutter gescheitert. Die Kassiererin im Supermarkt ist nur eine von vielen, die mich ungefragt wissen lässt, was sie von der Ernährung meines Kindes hält. Andere Mütter entpuppen sich als zwischenmenschliche Monster, die, anstatt sich gegenseitig eine helfende Stütze in dieser sensiblen Zeit zu sein, lieber gegenseitig fertigmachen und emotional zu demontieren.

Deshalb kann ich gar nicht oft genug sagen: Hört auf damit, Ladies. Ihr habt das Muttersein nicht erfunden, sondern musstest selbst lernen wie es ist, Mama zu sein und die für euch richtigen Entscheidungen zu treffen. Richtig, die FÜR EUCH richtigen Entscheidungen. Diese sind nicht immer die richtige Lösung für die gesamte weibliche Bevölkerung, sondern für euch. So wie die Meinungen von Ärzten, Fachleuten, Studien, Hebammen und anderen Müttern – selbst der eigenen! – auseinandergehen, so individuell ist jedes Lebewesen und jede Mutter-Kind-Beziehung auf diesem Planeten. Was einer Frau gut tut, kann für eine andere das Schlimmste überhaupt sein, und umgekehrt. Es ist nicht jederfraus Sache, ihr Zweijähriges mit den Worten ‚Komm an Mamas Brust, wenn du das magst, auch wenn da keine Milch mehr rauskommt‘ unters Shirt zu schieben, wie ich es neulich im Zoo beobachten durfte.

Kinder großzuziehen ist Herausforderung genug

Zieht eure Kinder groß, das ist bereits schwer genug und eine gewaltige Herausforderung. Ihr müsst euch nicht auch noch um die Kinder anderer kümmern, schon gar nicht um die Kinder euch Wildfremder. Wenn jemand eure Meinung hören möchte, dann fragt er euch danach. Aber verbietet es euch zum Wohle alle bitte selbst, ungefragt unnütze Kommentare oder gefährliches Halbwissen von euch zu geben. Fragt euch, wie ihr es fändet, wenn man euch in die wichtigste und schönste Zeit eures Mutterdaseins reinreden würde. Ihr müsst niemanden bekehren. Und solltet ihr dennoch das dringende Bedürfnis haben, schließt euch einer entsprechenden Religion an. Keine Mutter ist perfekt, keine. Auch ihr nicht. Wenn ihr mit eurer Wahl gut fahrt, seid froh. Aber maßt es euch nicht an, sie jemand anderem aufzuzwingen.

Inzwischen kann ich beruhigt sein: Meine Kleine entwickelt sich prächtig, wächst ganz wunderbar, ist nicht übergewichtig, ist ihrer Zeit mit Entdeckungen und Entwicklungsschritten sogar ein wenig voraus. Sie schreit nicht. Sie quengelt höchstens, wenn sie Hunger hat oder müde ist. Sonst ist sie das friedlichste, liebste und dennoch aufgeweckteste Wesen, das ich und viele meiner Bekannten seit langem gesehen haben. Und darauf bin ich stolz. Alles richtig gemacht – allen Besserwissern da draußen zum Trotz. Also tut mir den Gefallen, liebe Flaschenmamis, und lasst euch nicht reinreden. Es ist euer Kind, eure Beziehung. Ihr kennt einander und wisst, wer welche Bedürfnisse hat und wie man sie am besten befriedigt. Deshalb seid ihr Mütter und das nimmt euch niemand. Genießt dieses Privileg schweigend und seid froh, dass ihr nicht so tragisch-verbissen sein müsst wie andere Mütter. Seid mit euch und eurer Entscheidung im Reinen. Davon profitiert nicht nur ihr, sondern auch euer Baby. Seid ihr glücklich und entspannt ist es auch euer Kind. Und dafür liebt es euch.“

 

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„Wenn ich über meine Probleme sprechen wollte, wurde alles verharmlost“

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Christine (35) aus Herten hat bei ihrem Sohn wirklich alles versucht, um ihn stillen zu können. Anfangs lief es gut, doch als es zu Hause Probleme damit gab, bat die zweifache Mutter ihr Umfeld vergebens um Hilfe. Die Ernährung eines wunderbaren kleinen Babys wurde zur Höllenqual. Ein Erfahrungsbericht.

„Ich habe zwei Kinder. Meine Tochter ist 13 Jahre alt und mein Sohn fast ein Jahr. Als meine Tochter zur Welt gekommen ist, hätte ich sie stillen können, gesundheitlich ging es mir auch gut, aber ich wollte nicht.

Als ich mit meinem Sohn schwanger war, hatte ich mich schon während der Schwangerschaft mit dem Thema Stillen beschäftigt und mich dafür interessiert. Mir war klar, dass ich den Kleinen stillen will und das mindestens für ein halbes Jahr.

Ich habe mich erkundigt über Elternforen, Familien und den Bekanntenkreis. Alle erzählten, wie toll es sei zu stillen. Man hat die Milch immer dabei, sie kostet nichts und gesund ist Stillen auch.

Als mein Sohn zur Welt kam, klappte es im Krankenhaus mit dem Stillen sehr gut. Die Stillberaterin, die ich hatte, war für mich eine große Hilfe gewesen. Sie klärte mich über die Ernährung während der Stillzeit auf, worauf ich achten sollte beim Anlegen, und so konnte ich selbstbewusst nach Hause entlassen werden.

Daheim wurde plötzlich alles anders

Daheim angekommen musste sich der Alltag einpendeln. Mein Sohn kam zum Glück nur einmal in der Nacht wegen seines Hungers. Haushalt, Tochter, Mann und Sohn zu versorgen war anfangs tagsüber etwas stressig, aber mit der Zeit hatte es sich gut eingependelt. Schleichend merkte ich immer wieder pickende, stechende Schmerzen in meinen Brustwarzen. Je öfter ich meinen Sohn angelegte, desto schlimmer wurde es. Also erkundigte ich mich wieder übers Internet, was man dagegen tun könnte. Ich kaufte mir sämtliche Brustwarzensalben, verschiedene Stillhütchen, Stilleinlagen, größere Still-BHs. Immer mit der Hoffnung, damit müsse es funktionieren, dass die Entzündung wieder zurückgeht und ich wieder entspannt meinen Sohn stillen könne – ohne Schmerzen.

Leider, leider hatte ich dabei wenig Erfolg gehabt. Egal, was ich versucht hatte. Wenn ich mir eine andere Brustwarzensalbe besorgt hatte, hatte es jedes Mal nichts gebracht. Innerlich wurde ich wütend. Das Stillen musste klappen. Ich wpllte weiterstillen! Egal wie!

Ich habe geheult, geschrien wenn ich meinen Sohn erneut angelegte. Wenn ich versucht hatte in meinem Umfeld darüber zu sprechen, dann wurde das alles immer verharmlost. Als wäre es ein aufgeschlagenes Knie. So nach dem Motto: Das geht wieder weg! Wird schon wieder! Zugegeben, ich hatte keine innerliche Ruhe ausgestrahlt. Wenn ich zu Hause putzen wollte, kam es mir manchmal vor, als hätte ich eine Art Bremse an mir. Wenn mein Sohn vor Hunger schrie, dann habe ich ihn angelegt – zack, zack – ihn wieder hingelegt und mich weiter meiner Hausarbeit gewidmet. Dass man dabei Ruhe und auch Zeit zum Stillen braucht, das war mir nicht so bewusst. Erst im Nachhinein.

Es war keine Besserung in Sicht

Fast fünf Wochen habe ich diese Schmerzen ausgehalten. Keine Besserung in Sicht. Meine Brustwarzen waren schon blutig. Auch unter der Dusche taten mir die Brustwarzen weh. Da wurde mir klar: Es muss etwas passieren, damit diese Schmerzen aufhören und meine Brustwarzen sich etwas erholen können. Aber wie?

Mir kam der Gedanke, meinem Sohn zwischendurch mal Pre-Nahrung zu geben. Damit meine Brustwarzen sich zwischendurch auch mal eine Pause gönnen dürfen. Also habe ich es gemacht. Mein Sohn nahm ohne Probleme die Flasche an. Nur meine Probleme mit den Brustwarzen waren immer noch da. Sobald ich ihn angelegt hatte, ging bei mir die Heulerei wieder von vorne los.

Psychisch konnte ich nicht mehr. Mir war klar, dass ich diesem Druck und Stress nicht gewachsen war. Zumal ich mir selbst Stress gemacht hatte. Denn: Ich wollte stillen. Um jeden Preis. Doch im Nachhinein war es mir einfach zu viel. Ich hatte immer wieder Angst vor meinen eigenen Sohn, wenn ich ihn anlegen musste. Denn ich wusste genau, dass es wieder Schmerzen geben wird. Dieses schöne chillige Stillen, wie man es überall in Baby-Zeitschriften sieht, wurde für mich zum Albtraum.

Eine wichtige Entscheidung musste getroffen werden

Also habe ich mir alles noch mal durch den Kopf gehen lassen und mir wurde klar, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich habe mich entschlossen, meinem Sohn nur noch die Flasche zu geben. Das tat so gut! Ich merkte, wie sich meine Lage entspannte. Der Albtraum war vorbei.

Beim Abstillen hatte ich keine Probleme, auch keinen Milchstau. Ich strich die Milch aus und trank ordentlich Pfefferminztee und aß viele Gerichte mit Knoblauch. Als ich zur Nachsorge bei meiner Frauenärztin war, war auch alles in Ordnung gewesen. Keine Knoten, nichts. Alles gut.

Aber ich weiß: Wenn ich noch mal ein Kind kriegen sollte, würde ich es trotzdem erneut mit dem Stillen versuchen. Aber ich würde es ruhiger und gelassener angehen.“

 

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„Meine Erkenntnis war wichtiger als die Gesellschaft“

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Katrin (38) aus Köln wollte stillen, aus ganzem Herzen. Doch ihre Tochter wollte nicht an Mamas Brust. Erst als die Kleine drei Monate alt war, konnte Katrin ihre Schuldgefühle langsam los werden – dank eines magischen Moments. Ein Erfahrungsbericht.

„Als ich schwanger war, begann ich mich zum ersten Mal wirklich mit Babys und Co. auseinander zu setzen. Wenn man so unbedarft im Internet recherchiert und nach den gängigen Meinungen geht, kommt man schnell zu dem Schluss: Natürlich will ich stillen, was auch sonst? Inzwischen würde ich  den Satz so formulieren: Natürlich muss ich stillen, was soll ich auch sonst wagen? Ich hatte mir ein Buch über das Stillen besorgt und fühlte mich gewappnet. Ich kriege das hin, keine Frage.

Schließlich war es dann soweit. Und wie wohl keine Geburt so richtig planbar ist, so auch diese. Letztlich wurde es ein Kaiserschnitt, um das Leben meines Kindes nicht zu gefährden. Unabhängig davon jedoch, wie die Gesellschaft heute Kaiserschnitte sieht, bin ich für meinen Kaiserschnitt dankbar. Ich sehe die Narbe noch immer mit viel Liebe an, denn sie ist das Tor, durch das mein Baby lebend und wohlauf die Welt betreten hat. Nach der halben Stunde, die man brauchte, um mich wieder zusammen zu flicken, bekam ich mein kleines Mädchen schließlich auf die Brust gelegt. Es war alles so idyllisch: Mein Partner an meiner Seite und ich mit dem Baby, das etwas an meiner Brust nuckelte. Alles war so wie es sein sollte.

Als ich am nächsten Tag erwachte, wurde ich schmerzhaft aus meinem siebten Himmel gerissen. Ich konnte mich nicht bewegen, hatte höllische Schmerzen und das Baby schrie an meiner Brust oder schlief an ihr ein. Ich war darauf angewiesen, dass man mir das Kind anlegte. Krankenschwestern kamen, griffen ungefragt nach meiner Brustwarze, stopften sie meinem Kind in den Mund. Es half nichts, nichts konnte das Kind bewegen, effektiv zu saugen. Die meisten Anlegeversuche machten mein Baby einfach nur noch wütend. Da lag ich nun und alles, was ich tun sollte, war stillen. Und es klappte einfach nicht! Mein Kind schrie mich nur an und ich hatte nicht das Gefühl es zu nähren, die Mutter zu sein, die es am Leben hält. Ich hatte das Gefühl es zu quälen, es hungern zu lassen. Und dabei war ich so hilflos, gelähmt von meinen eigenen körperlichen Schmerzen. Das ging über Tage so, mein Baby nahm kaum etwas zu sich.

Dann kam die Erlösung vom Stillen

Dann, ich lag aufgrund der sommerlichen Wärme und meiner verzweifelten Versuche zu stillen schweißüberströmt in meinem Bett im Krankenhaus, kam eine Krankenschwester mit einer Milchpumpe an. Von da an pumpte ich ab und da meine Milch nicht reichte,

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fütterten wir mit der Pulvermilch aus dem Krankenhaus zu. Was für eine Erlösung! Ich war unendlich dankbar, mein Kind nicht mehr hungern lassen zu müssen! Von da an ging es nicht nur mit dem Gewicht meines Babys bergauf, sondern langsam auch mit mir.

Zu Hause war ich dann bald in einem sich ständig wiederholenden Rhythmus gefangen. Ich konnte wenig mit meinem Kind kuscheln, ich musste abpumpen, immer wieder abpumpen. Zusätzlich mischten wir natürlich auch noch Pulvermilch an, damit das Kind satt werden konnte. Und ab und zu versuchte ich mein kleines Mädchen auch noch an meine Brust anzulegen, immer wieder vergeblich. Ich hatte Angst, sagen zu müssen, dass ich es nicht weiter versuchte. Was würde man von mir halten?

Ich wurde überredet, mit in ein Still-Café zu gehen. Ich schlich dorthin wie ein geprügelter Hund. Das Fläschchen mit der Pulvermilch musste mein Partner geben, ich hätte es vor Ort nicht selbst gewagt. Fragte man mich, ob ich stille, drehte sich mir der Magen um. Ich verhedderte mich in Entschuldigungen und Rechtfertigungen. Vielleicht hätte ich noch einen Rest Selbstbewusstsein gehabt, wenn er mir beim stundenlangen Surfen in Elternforen nicht genommen worden wäre. Selbst die subtilen kleinen Nadelstiche, die diejenigen, die sie austeilten, vermutlich nicht mal bemerkten, taten weh. Und die Hexenjagden und Verteufelungen gegenüber Pulvermilch und Pulvermilchmuttis, die dort völlig offen ausgetragen wurden, sowieso.

Im dritten Monat geschah plötzlich das Wunder. Die Kleine trank auf einmal von meiner Brust als hätte sie nie etwas anderes getan! Ungläubig genoss ich dieses Gefühl und war gleichzeitig verwirrt. Wie sollte es nun weitergehen? Ich hatte ja nie genug Muttermilch gehabt und es wurde auch immer weniger. Sollte ich nun wirklich unseren ganzen Rhythmus, den wir gefunden hatten über Bord werfen? Sollte ich alles wieder durcheinander bringen? In der Hoffnung, es würde so werden, wie es sein soll, wie es scheinbar sein musste? Niemand würde mehr komisch schauen, skeptisch nachhaken warum ich nicht stille? Die anderen Mütter und ihre Blicke könnten mir fortan egal sein, weil ich nun dazugehören könnte?

Das Gefühl, mein Kind an meiner Brust nähren zu können, war schön. Aber war es das auch immer und immer wieder? Ich fühlte, meine Brustwarzen würden dies nicht einfach so hinnehmen.
Ich hatte nun zum ersten Mal die Möglichkeit, beide Wege zu gehen. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, mich wirklich entscheiden zu können. Und ich wollte mir nicht von der Gesellschaft die Entscheidung abnehmen lassen.

Und dann traf ich eine Entscheidung. Zwei Wochen lang stillte ich, wann immer es in unseren Pulvermilch-Fütter-Rhythmus passte oder Einschlafstillen nötig war. Ich genoss die paar Male gezielt und bewusst.

Dann stillte ich ab.

Mein Kind und ich, wir hatten unseren Weg und unseren Rhythmus bereits gefunden. Es war gut so. Tief in mir drin fühlte ich, dass meine Erkenntnis wichtiger war als alles, was da draussen sozial erwünscht sein mag.

Ich bin eine aufgeklärte, gebildete Frau. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Ich weiß, dass Pulvermilchkinder genauso groß werden wie gestillte Kinder. Ich weiß, dass die einen Studien mal mehr in die eine und mal mehr in die andere Richtung schlagen. Ich bin zudem in Statistik und wissenschaftlichen Vorgängen gebildet, ich weiß, was Studien alles beeinflussen können.

Es geht nicht darum, dass Muttermilch in manchen Aspekten statistisch gesehen minimal günstigere Auswirkungen haben kann als Pulvermilch (in deutschsprachigen Ländern). Es geht nicht darum, dass Muttermilch von der Natur für Babys vorgesehen ist. Es geht nicht darum, dass Muttermilch möglichweise schadstoffbelasteter als Pulvermilch ist. Es geht auch nicht darum, dass hinter beiden, der Pulver- aber auch der Muttermilch, eine Industrie steht, die Geld verdienen will.

Es geht um Respekt

Es geht eigentlich um Respekt. Respekt vor den Entscheidungen anderer. Respekt davor, dass jeder seine eigenen Gründe und Wertigkeiten hat. Und nur weil man diese nicht teilt, sind diese Entscheidungen nicht gleich schlechter, dumm oder aus Unwissenheit getroffen worden. Eine Pulvermilchmutti ist nicht die stupide, asoziale, unaufgeklärte, egoistische, kindvernachlässigende Mutter, wie sie gerne dargestellt wird. Es mag solche Personen geben, aber ich bin mir sicher, man findet sie auch genauso bei den Stillmuttis. Genauso wie eine Frau, die ihre Kinder lange Zeit stillt, nicht komisch oder ein bisschen krank im Kopf ist.

Die Zeit des Missionierens ist vorbei. Wir leben nicht mehr Mittelalter. Wir Frauen in Deutschland müssen nicht mehr aufgeklärt werden. Ja, Information kann niemanden schaden. Immer gerne. Aber nicht mit sozialem Druck, nicht mit Schwarz-Weiß-Malerei, nicht mit Verteufelungen. Das ist einfach nur traurig, lächerlich und unnötig.

Es wird Zeit, dass wir uns alle die Hand geben. Die Pulvermilchmamis, die Stillmamis, die Gläschenmamis, die Bio- und Selfmademamis. Wir müssen alle nicht so verunsichert sein was unsere Kinder angeht. Wir müssen nicht alles, was anders ist, schlecht machen. Unsere Kinder sind wichtig. Unsere Kinder sind unser Leben. Kinder sind jedoch Menschen und keine rohen Eier. Mit unseren Kindern geht es nicht gleich bergab, weil wir etwas anders machen als der soziale Druck es uns auferlegen möchte.

Im Gegenteil. Wir sind gute Eltern, weil wir den Weg gehen, der am besten zu uns und nicht zu den anderen passt!“

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Katrin ist studierte Psychologin und schreibt in ihrem Blog „Das schwarze Mutterschaf“darüber, dass wir Mütter zum Glück nicht immer perfekt sein müssen.

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„Inzwischen ist mir klar: Ich bin die geborene Flaschenmama“

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Sinah (29) aus Recklinghausen hat lange gebraucht um herauszufinden, dass sie keine Stillmutter ist, sondern Flaschenmama. Dabei hatte sie sich bei allen drei Kindern je eine neue Chance gegeben. Ein Erfahrungsbericht.

„Stillen war für mich eine Herausforderung, der ich nicht gewachsen war, beziehungsweise der ich eher gesagt nicht gewachsen sein wollte.
Mein erstes Kind hatte ich zwei Wochen lang gestillt. Ich war gerade 18 Jahre alt. Meine Mutter hatte mir erzählt, wie praktisch und bequem das doch sei, denn sie hatte meine Schwester und mich auch die ersten Wochen über gestillt, und so tappte ich dann ganz naiv in die Stillfalle. Ganz unbefangen bin ich an die Sache herangegangen. Ich hatte mich vorher nicht über das Stillen informiert, sondern bin einfach davon ausgegangen: Baby an die Brust, Brust gibt Milch, Baby ist satt, alles schön.

Die ersten Tage lief es gut, doch dann wurde es durch die auf einmal wunden Brustwarzen der Horror für mich. Jedes mal, wenn mein Baby wieder an die Brust wollte, war mir das blanke Entsetzen schon ins Gesicht geschrieben. Die ersten Sekunden beim Anlegen hätte ich weinen können vor Schmerz. Meine Mutter konnte sich das gar nicht erklären, die teure Brustwarzensalbe verschaffte auch keine Linderung. Durch diesen ganzen Psychostress wurde meine Muttermilch auch weniger, davon bin ich heute überzeugt. Schnell fütterte ich zu, und dann war meine Tochter abgestillt und ich wieder unbeschwert und glücklich.

Das zweite Kind wurde ein Flaschenkind

Bei meinem zweiten Kind war mir schon vor der Schwangerschaft klar, dass es direkt nach der Geburt die Flasche gibt. Ich wurde Flaschenmama. Auf solche Erfahrungen wie bei meinem ersten Kind wollte ich gut und gerne verzichten. Und von Anfang an konnte ich das Muttersein mit der Flasche unbeschwert genießen. Dieses Kind ist, ohne jemals einen Tropfen Muttermilch bekommen zu haben, bestens entwickelt und gesund, steht gestillten Kindern in nichts nach.

Vergangenen Sommer erwartete ich dann mein drittes Kind. Diesmal wollte ich dem Stillen doch noch eine Chance geben. Ich dachte mir, dass es ja nicht immer so schlimm werden muss wie beim ersten Mal. Mein Partner hat es auch gern gesehen, dass ich es nochmal mit dem Stillen versuchen möchte, und er sagte, dass er es schon schade fand, dass sein anderes Kind sofort von mir die Flasche bekam. Eine Hebamme hatte er auch aus dem Bekanntenkreis für uns besorgt, die beschwichtigend sagte, dass es für jedes Problem eine Lösung geben würde und ich könne auf sie zählen. Aber je näher die Geburt rückte, desto mehr hatte ich mich schon wieder gegen das Stillen gesträubt. Ich hatte mir eine Pro-und-Contra-Liste angefertigt, auf der ich mit Mühe und Not vier Pros, und ganz leicht zwölf Contras für mich notiert hatte. Nichtsdestotrotz wurde das Schätzchen nach der Entbindung angelegt, und da gingen die Probleme auch schon los.

Mein Sohn suchte zwar instinktiv meine Brustwarze, hat es aber nicht geschafft, richtig anzudocken und zu saugen. Nach Stillhütchen und sogar Versuchen mit einer Sonde ging es Stunden später endlich mit Glukose auf dem Stillhütchen weiter. Da fühlte ich mich schon wieder bestätigt, dass Stillen einfach nicht das Wahre – zumindest für uns – ist. Nach einem Tag, an dem es mehr oder weniger funktionierte, war trotz des Stillhütchens eine meiner Brustwarzen schon krustig. Es kam dann noch das Problem hinzu, dass mein Sohn anscheinend einfach nicht satt wurde. Ein paar Minuten nach der Brustmahlzeit fing er wieder an zu schreien, dann gab es die Brust, danach war er augenscheinlich gesättigt, dann wieder Geschrei, und dieses Prozedere hat sich bis in die frühen Morgenstunden immer wiederholt.

Stillen sollte einfach nicht sein

Nach einer komplett schlaffreien Nacht aufgrund der Geburt und einer Nacht mit nur Kurzschlafperioden war meine Grenze dann auch endgültig erreicht und ich holte mir von der Nachtschwester die erste Babyflasche. Und siehe da, mein Sohn war nach dem Trinken selig und zufrieden, und wir beide bekamen endlich für ein paar Stunden unseren wohlverdienten Schlaf. Von da an gab es nur noch die Flasche. Ich hatte einfach keinen Ansporn, mich und auch den Kleinen weiter so einem Teufelskreis zu unterziehen, da mir mein Kind, welches nie an meiner Brust war, im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen geführt hat, dass Flaschennahrung nichts weniger Gutes ist. Sich die Nächte um die Ohren hauen, von Schmerzen geplagt zu sein, weniger zu anderen Dingen zu kommen, weil man mit dem Stillen deutlich mehr Zeit verbringt als mit dem Fläschchengeben – mir ist die Muttermilch diese ganze Qual nicht wert! Meiner Meinung nach wird sowieso viel zu viel Hokuspokus um die Muttermlich gemacht.

Und auch ein Baby kann vom Stillen Nachteile haben: Das wohlig-zufriedene Gesichtlein meines Sohnes, als er von der Flasche endlich gesättigt schlafen konnte, hatte mir erschreckend gezeigt, dass er unter dem ‚Stillexperiment‘ gelitten haben muss. Hätte ich nach meinem Instinkt gehandelt, hätte er sofort die Babyflasche bekommen und ich hätte ihm diesen schlimmen Hungerstress erspart. Er hatte auch nach den zwei Tagen, in denen ich, na nennen wir es mal ’stillte‘, schon rapide Gewicht verloren. Und sowas soll ‚das Beste‘ für mein Kind sein?

Meine Flaschenkinder sind allesamt prächtig entwickelt

Wir fahren sehr gut mit der Flasche. Mein Schatz hat sich prächtig entwickelt, ist für sein Alter ziemlich gut dabei und an jeder Ecke höre ich, wie ausgesprochen fröhlich und freundlich er doch ist. Heute weiß ich ganz sicher, dass Stillen überhaupt nichts für mich ist und ich die geborene Flaschenmama bin. Nach zweimal ‚Scheitern‘ ist mir nun definitiv klar, dass meine Brüste nicht zur Babyernährung da sind. Ich kann mich auch noch gut an das Gefühl erinnern, als ich meinem Sohn die erste Flasche gab. Es fühlte sich so richtig an, mein Baby in der Armbeuge gebettet, das Fläschchen ins Mündchen … Beim Stillen hatte ich nie dieses lockerleichte Gefühl, immer war es für mich vom Körper her auch etwas unbequem, ich hatte nie 100 Prozent diese Entspannung gefühlt, die ich beim Fläschchengeben habe. Ich weiß, dass ich mit der Flasche das einzig Richtige getan habe, und stehe auch dazu. Man kann sagen, ich bin wirklich mit Leib und Seele eine Flaschenmama.

Dennoch finde ich es manchmal sehr schade, dass das Stillen bei mir immer im Desaster geendet ist. Denn überall hört man meist nur, wie schön und innig und geborgen das doch sei. Man sieht die Bildchen, auf denen Mütter mit ihren Babys eitel Sonnenschein auf Wolke 7 schweben. Von den ganzen Quälereien, die anscheinend beim Stillen auch alltäglich sind, hört man hingegen so gut wie nichts.

Bis heute weiß ich nicht, woran es bei mir genau gelegen hat, dass das Stillen bei mir immer nur etwas Schlimmes war. Vielleicht hatte ich nicht genügend Beratung, vielleicht ist das, was ich als schlimm empfinde, aber auch wirklich ganz normal … Nun, für mich ist es nicht normal. Es ist mir auch egal. Wir haben den für uns besten Weg gewählt und sind glücklich.“

 


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„Studien zum Stillen verbreiten oft mehr Angst als dass sie helfen“

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(c) dasfotostudio.de
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Ramona (26) aus der Schweiz hat sich während der Schwangerschaft sehr ausführlich über das Thema Stillen informiert. Umso schlimmer war es für sie, als sie nach der Geburt ihrer Tochter nicht stillen konnte. Erst ihre Mutter führte sie zur Babyflasche. Ein Erfahrungsbericht.

„Ich hatte wirklich eine Traumschwangerschaft ohne jegliche Probleme und habe daher auch bis zur Geburt 80 Prozent gearbeitet. Unsere Tochter ist ein absolutes Wunschkind und natürlich wollte und will ich nur das Beste für sie. Vor der Geburt habe ich mich über einige Dinge informiert und mich schlau gemacht. Im Nachhinein wäre es besser gewesen, gewisse Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen.

Die Geburt meiner Tochter hat lange gedauert, aber ist sehr gut verlaufen. Nachdem die Kleine auf der Welt war, wollte die Hebamme sie gleich an der Brust anlegen. Doch das Baby wollte einfach nicht trinken und drehte den Kopf nie Richtung Brust. Nach einigen Versuchen konnte sie die Brustwarze einfach noch immer nicht im Mund halten. Die Hebamme beruhigte mich und meinte, meine Tochter wäre einfach nur müde.

Im Zimmer angekommen, wollte ich nur noch schlafen und mein Baby auch, wir waren beide sehr erschöpft. Am nächsten Morgen dauerte es bis 14.00 Uhr, als endlich eine Hebamme kam und mir half, die Kleine anzulegen. Doch das Anlegen wurde zum Problem. Sie wollte in allen möglichen Positionen nicht trinken. Schaute immer in die andere Richtung. Wenn sie die Brustwarze endlich gefunden hatte, konnte sie das Vakuum nicht halten und schrie meine Brüste an. Die Tage im Spital verliefen schwierig. Die Kleine anlegen, bis sie endlich eine gute Position gefunden hat, Vakuum machen, saugen c Minuten, loslassen und wieder von vorne. Die Hebamme meinte nur: ‚Immer wieder anlegen, das kommt dann von alleine.‘ Dass Stillen nicht immer einfach verläuft, wurde in keinen Informationsbroschüren erwähnt und ich war sehr enttäuscht.

Am zweiten Tag ging das Spiel von vorne los, nur waren meine Brustwarzen mittlerweile wund und blutig und schmerzten unglaublich, sodass ich das Baby kaum noch anlegen konnte. Die Hebamme kam mit Stillhütchen und es klappte auch ganz gut, nur dass meine Tochter nach fünf Minuten meine Brüste anbrüllte, weil ich immer noch keinen Milcheinschuss hatte. Also kam die Stilberatung vorbei, die mir zuerst alles Schlechte über das Stillhütchen erklärte und mir diese auch gleich wegnahm. ‚Es geht auch ohne!‘, sagte sie. Sie versuchte, die Kleine an meine Brust anzulegen. Nach mehreren gescheiterten Versuchen wurde sie ziemlich grob zu der Kleinen, sodass ich abbrechen wollte. Die Stillberaterin sagte dann nur: ‚Alle zwei Stunden anlegen, dann kommt das schon.‘

Ich fühlte mich so alleine und so habe ich der Stationshebamme mitgeteilt, dass ich am morgigen Tag das Krankenhaus verlassen möchte. Sie konnte es nicht verstehen, aber da ich keine Geburtsverletzungen hatte und die Kleine auch nicht abgenommen hatte, konnte sie kaum nein sagen. In der Nacht habe ich dann vor Enttäuschung im Spital geweint. Ich fühlte mich als Versagerin. Meine Tochter schrie die ganze Nacht vor Hunger. Als ich die Schwester gebeten habe, ihr doch die Flasche zu geben, verweigerte sie und meinte: ‚Nein, dann verweigert sie die Brust und das möchten wir ja nicht.‘ Somit verbrachte ich die Nacht mit einem schreienden und hungrigen Baby im Arm und ich konnte nichts machen.

Endlich zu Hause angekommen, kam dann auch der Milcheinschuss. Meine Tochter trank mit Stillhütchen ganz gut und das Stillen verlief vier Wochen einigermassen gut. Die kleine hat an Gewicht aber immer nur das Minimum zugenommen. Von der sechsten bis zehnten Woche kam aber dann der Rückfall. An einem Sonntagabend hat meine Tochter nur noch geschrien. Ich konnte ihr die Brust geben, sie tragen, trösten, nichts hat geholfen. Nach dem Krankenhaus habe ich auf alles geachtet. Ich habe Stilltee getrunken, generell viel Wasser zu mir genommen, mich gut ernährt, Stress gemieden. Ich habe alles gemäß Infobroschüre gemacht.

Ich kannte meine Tochter so auch nicht. Sie hat eigentlich selten bis nie geschrien. Am nächsten Tag holte ich vorsorglich die Pre-Nahrung, nur für den Notfall, denn irgendetwas sagte mir, dass ich zu wenig Milch hatte. Ich legte mir eine Waage zu und habe die Kleine nach dem Stillen gewogen. Ja, ich weiß, dieses Vorhaben ist bei der Stillberatung sehr umstritten. Mir gab es trotzdem einige Anhaltspunkte. Nach dem ersten Wiegen, meine Tochter hatte an beiden Brüsten 20 Minuten getrunken, hatte sie lediglich 60 Gramm mehr auf der Waage. Also meldete ich mich bei der Stillberatung. Sie meinte, meine Tochter sei keine starke Trinkerin, das Stillhütchen mache alles schlimmer und das mit der Milch regele sich dann schon. Also versuchte ich, das Stillhütchen wegzulassen. Die Kleine konnte die Brustwarze jedoch nicht im Mund halten. Ich habe sie alle zwei Stunden angelegt, doch die Milch wurde nicht mehr.

Der Kinderarzttermin in der sechsten Woche gab dann nochmals eine Wende. Die Kinderärztin riet mir zwischen dem Stillen noch abzupumpen, um die Milchproduktion anzuregen. Da die Kleine sehr viel an Gewicht verloren hatte, machte ich mir auch langsam Sorgen.
Die nächsten zwei Wochen waren für mich Horror: Stillen, abpumpen, stillen, abpumpen. Ich kam nicht zur Ruhe und konnte die Zeit mit meiner Tochter gar nicht genießen. Meine Brustwarzen schmerzten und ich war einfach nur verzweifelt, da beim Abpumpen meist nur so 30 Milliliter aus beiden Brüsten kam und es wurde nach mehreren Tagen nicht mehr, sondern weniger. Sodass ich acht Wochen nach der Geburt ein schreiendes Baby nach dem Stillen hatte und beim Abpumpen gerade einmal 15 Milliliter kamen. Ich weinte nur noch, war enttäuscht über mich selber und schob die ganze Schuld auf mich.

Hilfe gab mir meine Mutter, die mir riet, zuzufüttern mit Pre-Nahrung. Meine Tochter nahm die Flasche sofort an und trank von Anfang an 150 Milliliter nach dem Stillen. Danach war sie sehr zufrieden. Für mich war die Situation jedoch belastend: Stillen, Flasche, abpumpen. Das war mein ganzer Tagesablauf und ich konnte die Zeit mit meiner Tochter einfach nicht genießen. Nach einem Gespräch mit meinem Mann beschloss ich abzustillen. Ich musste nicht einmal abpumpen oder etwas für das Abstillen tun, es kam einfach nichts mehr. Trotzdem ging ich noch zur Abklärung zur meiner Frauenärztin, die meinte: ‚Kein Wunder ging das Abstillen so schnell und das Stillen so schlecht, sie haben ja kaum Brustdrüsengewebe.‘ Sie fragte mich dann noch, ob sich meine Brust während der Schwangerschaft oder vor der Geburt verändert hat. Nein, meine Brust blieb mehr oder weniger gleich klein, nämlich Cup A.

Was hat mir geholfen?

Im Nachhinein war meine Tochter sehr zufrieden, sie nahm super zu und war wieder ausgeglichen. Ich habe alle Broschüren aus dem Spital weggeschmissen. Das ganze Thema mit ‚das ist am besten‘ und ’so wird’s gemacht‘ habe ich aus meinem Kopf gestrichen. Welche Studien können denn schon wirklich klar widerlegt werden? Ich bin auch ein Flaschenkind gewesen und ich habe keinerlei Allergien, bin selten krank und habe auch kein Übergewicht. Also ich bin ein Bespiel dafür, dass die ganzen Studien zum Stillen doch etwas hinterfragt werden müssen. Und die Seite Nuckelchen.de hat mir auch sehr geholfen, da ich wusste, ich war nicht alleine. Meine Kleine ist nun acht Monate alt. Sie ist fit und aufgeweckt, hat gut zugenommen und war noch nie krank.

Ich erhoffe mir natürlich beim nächsten Kind stillen zu können. Aber nicht um jeden Preis. Ich werde aber auf jeden Fall die ganze Informationsflut beim nächsten Kind an mir abprallen lassen. Ich bin der Überzeugung, dass jede Mutter einen Mutterinstinkt hat, auf den sie hören sollte, und nicht auf irgendwelche Studien, die mehr Angst verbreiten als etwas anderes.“

 


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“Für mich stand von Anfang an fest, dass ich nicht stillen wollte”

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Stillen ist ein Muss? Das hat Christiane (34) aus München nie so gesehen. Sie wusste bereits vor der Geburt ihres Sohnes, dass sie die Flasche geben möchte und nicht die Brust. Ihr Erfahrungsbericht zeigt, dass man diese Entscheidung auch ohne unnötiges schlechtes Gewissen treffen kann.

“Ich bin, im Gegensatz zu den meisten der Erfahrungsberichte, die ich bei Nuckelchen gelesen habe, eine ‘Flaschenmutter der ersten Stunde’: Schon lange, bevor ich schwanger wurde oder das überhaupt plante, stand für mich fest, dass ich nicht stillen wollte. Ich hatte mir gar keine großen Gedanken darüber gemacht – es fühlte sich einfach von vornherein nicht als ‘mein Ding’ an, und da ich selbst als glückliches – und weder allzu krankes noch zu dickes noch zu dummes – Flaschenkind aufgewachsen bin, kam ich überhaupt nicht auf die Idee, dass Flaschenmilch etwas Schlechtes sein könnte.

Niemand fragt, ob du überhaupt stillen willst

Als ich dann schwanger war, versuchte ich während der ersten Zeit trotzdem, mich mit dem Gedanken ans – zumindest teilweise – Stillen anzufreunden. Die Tatsache, dass in den Augen der Öffentlichkeit gar nichts anderes infrage kommt, als es zumindest zu versuchen, wirkte doch etwas suggestiv auf mich. Es fragt einen ja kein Mensch ‘Willst du eigentlich stillen?’, sondern alle reden gleich von ‘Wenn du dann stillst, …’. Aber die Vorstellung gefiel mir so gar nicht. Das Stillen kam mir vor wie eine lästige Pflicht, die während der ersten Monate die Freude am so sehr erwünschten und begeistert erwarteten Baby überschatten würde. Als mir das bewusst wurde, befreite ich mich ein für allemal innerlich von der ‘Stillpflicht’ und verschwendete danach nie wieder einen Gedanken daran.

Im Gegensatz zu vielen Frauen, von denen ich gelesen oder gehört habe, dass sie im Krankenhaus und von der Hebamme in Sachen Stillen ‘drangsaliert’ oder zwangsberaten wurden, habe ich diese Erfahrung gar nicht gemacht. Ich erwähnte bereits beim Vorgespräch in der Frauenklinik, dass ich nicht stillen würde und die Abstillpille wolle, und die Hebamme, die das Gespräch führte, notierte das ohne Umstimmungsversuche. Auch nach der Entbindung wurde ich von Seiten von Krankenschwestern, Hebammen und Ärzte nie zu überreden versucht. Aufgrund der Abstillpille wäre es ohnehin zu spät gewesen, aber ich wurde auch von keiner Seite dumm angeschaut oder angeredet.

Baby und Mama haben von der Flaschenmilch profitiert

Und was soll ich sagen – alles lief perfekt. Mein Sohnemann, der aufgrund einer leichten Mangelversorgung in den letzten Wochen der Schwangerschaft ganz schön mickrig zur Welt kam, trank vom ersten Tag an mit bestem Appetit und legte im Rekordtempo an Größe und Gewicht zu. Ich selber genoss es total, mir quasi von der ersten Woche an immer mal ein paar Stunden Auszeit von der verdammt schönen, aber auch verdammt anstrengenden ‘Babykennenlernphase’ zu nehmen.

Einfach mal einen Stadtbummel zu machen oder – das größte Highlight der egoistischen Mutter – auf ein Glas Wein mit Freundinnen zu gehen, und das alles ohne Gedanken ans Abpumpen, ob die Milch daheim reicht und ob ich jetzt eigentlich Knoblauch essen darf, das waren so die kleinen Ausflüge in mein altes Leben,die mir ganz ganz viel Energie für die anstrengenden Seiten meines – natürlich wunderschönen – neuen Lebens gaben. Nach dem Mutterschutz fing ich auch an, wieder stundenweise zu arbeiten, was auch gar kein Problem darstellte.

Flaschenmamis, outet euch!

Inzwischen ist der junge Mann, der neben mir seinen verspäteten Vormittagsschlaf hält, knapp neun Monate alt und zumindest bislang sieht man noch keine Schäden, die er von der Flaschennahrung davongetragen hätte, und wirkt insgesamt ganz normal.

Ich wollte euch meine, beziehungsweise unsere Geschichte schreiben, weil mir aufgefallen ist, dass bei den Flaschenmüttern diejenigen, die ‘es zumindest versucht haben’, deutlich überrepräsentiert sind und ich deshalb denjenigen, die – wie ich – ‘nicht mal einen Grund vorweisen können’ (als ob man das müsste!) Mut machen wollte, sich zu outen!”

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“Ich habe es keine Sekunde bereut, glückliche Flaschenkinder zu haben!”

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(c) ZVG / Simone privat
(c) ZVG / Simone privat

Stillen ist so leicht – und so wunderschön! Simone (32) aus Adelzhausen hatte sich sehr auf diese Erfahrung gefreut. Trotzdem sollte es bei ihrem ersten Sohn anders kommen. Eine Erfahrung, aus der sie gelernt und positive Schlüsse gezogen hat – ganz zum Wohl ihrer Zwillinge. Denn diese waren von Anfang an Flaschenkinder.

“Als ich mit meinem ersten Sohn schwanger war, stand für mich von Anfang an fest, dass ich ihn unbedingt und um jeden Preis stillen wollte. Hatte ich doch als Vorbild meine beste Freundin, bei der es sofort wunderbar mit dem Stillen klappte. Natürlich gab es auch bei ihr zu Beginn wunde Brustwarzen und so weiter, aber der Zwerg trank super, wurde satt und schlief mit knapp zwei Monaten auch schon seine sechs bis acht Stunden durch.

Voller Vorfreude malte ich mir also bereits aus, wie angenehm und leicht die Stillzeit sein würde, welche Vorteile ich durch das Stillen hätte und wie wunderbar ausgeglichen ich und vor allem das Neugeborene sein würde, denn so hatte ich es ja mit eigenen Augen bei anderen gesehen. Dann wurde mein Sohn per geplantem Kaiserschnitt geboren, da er bis zum Schluss in BEL lag und ich mir als Erstgebärende eine spontane Steißgeburt nicht zutraute. Wir waren überglücklich, die Milch floss und nach zwei Tagen meinte die Hebamme, dass auch der Milcheinschuss bereits stattgefunden haben müsste – was mich doch sehr wunderte, denn aus Erzählungen wusste ich, dass man dies auch merken sollte.

Wir quälten uns mit dem Stillen

Doch bereits im Krankenhaus ergab sich ein erstes Problem, denn mein Sohn trank nur ordentlich, wenn ich Stillhütchen benutzte. Ohne dieses Hilfsmittel schrie er nur und schaffte es nicht zu saugen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wir quälten uns. Ich aus reinem Pflichtgefühl, da das Stillen ja bis dahin empfohlen wird, durch die ersten sechs Monate mit Dauerstillen. Meist waren die Abstände zwischen den Mahlzeiten maximal zwei Stunden, nachts ab und zu etwas länger. Ich hatte das Gefühl, dass wir beide – sowohl das Kind als auch ich – erleichtert und froh waren, als wir endlich abstillten und der Kleine die Flasche bekam.

Als unser Erstgeborener dann ein Jahr und neun Monate alt war, wurde ich nach einigen Übungszyklen wieder schwanger. Wir freuten uns sehr und ich war sogar bereit, es nochmal mit dem Stillen zu versuchen. Allerdings nur unter der Option, es diesmal frühzeitig abzubrechen, sollte es sich wieder in ein Dauerstilldesaster verwandeln. Doch dann fand die Frauenärztin bei meinem ersten Ultraschalltermin nicht nur eine Fruchthöhle mit Embryo und schlagendem Herzen, sondern gleich zwei! Das war der Moment, in dem für mich, bei aller Freude, sofort feststand, dass ich definitiv nicht stillen, ja es nicht einmal mehr versuchen würde.

Zwillinge stillen? Niemals.

Zwei Babys sind ohnehin eine Sache, an die man sich schon die ganze Schwangerschaft über gewöhnen muss. Oft hatte ich Ängste und Sorgen, vor allem auch darüber, wie sehr der “Große” vielleicht darunter leiden würde. Aber auch anderes, sodass ich für mich an diesem Punkt bereits eindeutig feststand, den “Stillstress” – und als nichts anderes hatte ich es bei meinem ersten Sohn empfunden – würde ich mir nicht noch zusätzlich zu dem übrigen sicherlich nervenaufreibenden Alltag mit Zwillingen antun.

Sofort nach der Geburt, die wieder ein Kaiserschnitt war, da die Ärzte aufgrund des ersten dazu rieten, bekam ich eine Abstilltablette und da die beiden Zwerge sechs Wochen zu früh dran waren, klappte das ganz ohne Probleme. Meine kleinen Zwillingsjungs sind also von Anfang an Flaschenkinder und wir drei sind aus vielerlei Gründen sehr sehr froh über diese Entscheidung! Zum Glück wurde dieser Entschluss auch zu keiner Zeit von irgendjemandem aus meinem Umfeld in Frage gestellt und ich musste mich nicht ein einziges Mal dafür rechtfertigen, die beiden nicht gestillt zu haben.

Keine Sekunde Reue

Darüber bin ich froh, denn ab und zu hatte ich schon Momente, in denen ich mir schlecht vorkam, diesen beiden die Muttermilch vorzuenthalten. Mittlerweile sind die Zwillinge fast ein Jahr alt und rückblickend habe ich es noch keine Sekunde bereut, dass die beiden glückliche Flaschenkinder mit einer meist recht entspannten Mama geworden sind.”

 

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“Wenn es mit Muttermilch nicht mehr geht, dann geht es eben nicht”

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(c) sherwood / pixabay.com
(c) sherwood / pixabay.com

Maria (29) lebt in Dayton/Ohio in den USA und macht sich schwere Vorwürfe, dass ihr Sohn nicht von ihrer Muttermilch allein satt wird. Nur wenige Wochen nach der Geburt muss sie wieder in die Arbeit zurück – und sich deshalb erneut damit auseinandersetzen, was wirklich das Beste für ihr Kind ist. In ihrem Erfahrungsbericht lässt sie uns an ihrer Entscheidung teilhaben, mit der sie mittlerweile gut leben kann.

“Ich lebe in Ohio und habe vor knapp sieben Wochen mein Kind bekommen. Meine Schwangerschaft verlief problemlos. Mein Kind kam drei Wochen zu früh, und innerhalb von acht Stunden. Es ist mein erstes Kind und es ging auch relativ schnell voran. Um zirka 11:00 Uhr morgens an einem Montag war meine Fruchtblase geplatzt und ich habe meine Krankenschwester angerufen, die mir riet ins Krankenhaus zu kommen. Gegen 1:00 Uhr nachts war ich endlich dort, der Muttermund rund sechs Zentimeter weit. Dort dachte ich, dass ich keine Schmerzmittel (epidural) brauchen würde, da ich eh alles so natürlich wie möglich halten wollte. Jedoch habe ich schon kurz danach meine Meinung geändert und mir wurde eine PDA gesetzt.

Leider hat es beim ersten Mal nicht richtig geklappt, ich hatte halbseitig höllische Schmerzen und die PDA musste nochmal neu gesetzt werden. Um 20:13 Uhr war dann mein Engel da. Ein kleiner Junge. Sie haben ihn mir sofort skin-to-skin auf die Brust gelegt und haben dann den Raum verlassen mit den Worten “we leave you two alone” (“Wir lassen Sie beide mal alleine”, Anm. d. Red.). Ich war so seelig und aber auch müde, sodass wir beide, anstatt Stillversuche zu machen, eingeschlafen sind. Wir haben regelrecht verpennt zu stillen.

Auf der Intensivstation war Stillen kaum möglich

Ungefähr zwei Stunden später wurde der Kleine dann untersucht und man hat geringe Zuckerwerte bei ihm festgestellt. Mein Mann hat ihm sofort die Flasche gegeben, um die Werte zu bessern. Leider half das nichts und ihm musste ein Flüssigkeitstropf gelegt werden. Dann kam er zur Untersuchung. Die Zeit verstrich und Mutter und Kind waren Stationen voneinander entfernt.

Ich habe die weiteren Tage damit verbracht mir Gedanken zu machen, was mit ihm nicht stimmt, und habe nur minimal Zeit in meinem Bett oder auf meiner Station verbracht. Körperlich hatte ich so viele Endorphine oder Oxytocin im Blut, dass ich die Schmerzen meines Körpers ignoriert habe. Nach zwei bis drei Tagen kam meine Vormilch und die Krankenschwester, die mir gezeigt hat, wie man stillt, hat mir schmerzhaft beigebracht, wie man Milch aus seiner Brust rausstreicht. Keiner kam rein um mir zu zeigen, wie meine Pumpe funktioniert oder wie oft ich pumpen sollte. Das kann aber auch daran liegen, dass ich die meiste Zeit in der Neugeborenen-Intensivstation verbracht habe.

Dort habe ich dann mehr Hilfe bekommen von einem Spezialisten, der erst beim Anlegen zugeschaut und dann ein Stillhütchen empfohlen hat. Mit eben diesem ging es dann auch super mit dem Stillen. Nur leider war mein Sohn immer ganz schnell am Einschlafen und ich habe mich ständig gefragt, ob er genug zu essen bekommt. Mein Kleiner war eine Woche lang auf der Station und hatte dann auch noch Gelbsucht, die behandelt wurde. Dadurch hatte er so viele Kabel an sich, die das Stillen auch ein bischen stressig gestalteten. In den ersten Tagen habe ich viel geweint, war emotional beschäftigt, dass ich mein Kind nicht so oft in meinen Arm halten konnte, weil es bestrahlt werden musste.

Wenn mein Sohn Muttermilch trank, war es immer zu wenig

Nach einer Woche aber hatten wir beide den Dreh raus mit Stillen. Zwar hat er nur mit Stillhütchen getrunken, dafür habe ich aber gemerkt, dass er immer etwas hatte. Ich habe mir also nicht unbedingt Sorgen gemacht, dass er nicht satt wird. Das Problem mit der Pumpe hatte ich auch noch behoben, bevor ich mit dem kleinen aus der Intensivstation entlassen wurde. Ein Lactation-Spezialistin hat mir geholfen, den richtigen Aufsatz für die Elektro-Pumpe zu finden. Nachdem sie mir auch mal beim Pumpen zugeschaut hat, habe ich mich gleich viel wohler gefühlt. Eine Woche Stress in der Klinik war beendet und wir durften nach Hause.

In der vierten Woche nach der Geburt meines Sohnes hatte er einen kleinen Wachstumschub und fast stündlich getrunken. Was ich dazu sagen muss ist, dass mein Mann eine super Hilfe. Ich konnte ihm meine abgepumpte Milch geben und er fütterte damit das Baby, damals wie heute. In der sechsten Woche hatten wir dann einen Check-up beim Kinderarzt und der meinte sofort, dass der Kleine die für sein Alter vorgesehene Wachstumskurve nicht erreicht und darüber hinaus auch wieder gelb war am Körper. Bis dato hatte ich nichts Ungewöhnliches bei ihm bemerkt. Mein Sohn ist zwar an der Brust eingeschlafen, hatte sich aber nie bemerkbar gemacht, dass er noch Hunger hatte.

Seine Bilirubinwerte waren bei 12,8 und bei seinem Alter lag der Grenzwert bei 12,5. Er war also zu hoch. Dann sagte sein Kinderarzt mir, ich solle mehr abpumpen und den Kleinen alle zwei Stunden füttern. Ich sollte genau darauf achten, wie er zunimmt, und unbedingt zufüttert, sollte mein Junge es brauchen. Was sie zu mir gesagt hat – “there should always be something left in the bottle” (“In der Flasche sollte immer ein Rest zurückbleiben”, Anm. d. Red.) – hat dann auch Sinn gemacht. So haben wir mehr und mehr zugefüttert. Dabei habe ich auch gemerkt, dass meine Milchproduktion einfach nicht ausgereicht hat. Trotz dem Abpumpen alle zwei bis drei Stunden habe ich nicht mehr als 60ml produziert, was nur ein Drittel von dem war, was er getrunken hat.

Ich machte mir unendlich viele Vorwürfe

Natürlich habe ich mir da schon Vorwürfe gemacht, dass ich das nicht früher gemerkt hatte? Sätze wie ‘Was für eine Rabenmama bin ich?’ ‘Wie kann ich nicht merken, dass was nicht in Ordnung ist?’ ‘Warum kann ich nicht stillen wie alle anderen auch?’ haben mich verfolgt. Das macht einem schon zu schaffen. Es ist natürlich auch nicht gerade förderlich, wenn man weiter abpumpen will. Also habe ich mich bewusst hingesetzt und habe Stilltees probiert und auch versucht, bewusst viel mehr Wasser zu trinken. Das Ganze ist momentan aber auch nicht viel besser. Meine Produktion stagniert. Dafür bin ich jetzt aber froh, dass es meinem kleinen Nuckelchen besser geht. Innerhalb von vier Tagen unter Zwe-Stunden-Drill hat er von 8,4 Pfund auf 9,4 Pfund zugenommen und seine Bilirubinwerte sind von 12,8 auf 6 gefallen. Mein Sohn macht sich prächtig und scheint sich wohlzufühlen.

In einer Woche geht es wieder zurück in die Arbeitswelt und ich bin ehrlich gesagt schon mit dem Gedanken überfordert, wie ich in der Arbeit weiter abpumpen soll, wenn der Kleine eh nur so wenig davon abbekommt am Ende? Leider lebe ich auch in einem Land, in dem die Kinderquote zwar höher ist als in Deutschland, leider aber kein gutes Support-System für Familien besteht. Es ist erst sechs Wochen nach der Geburt und ich habe leider keine andere Wahl, als wieder zur Arbeit zu gehen, weil es hier kein Kindergeld, Elternzeit oder Mutterschutz gibt.

Mein Kind merkt doch, wenn ich Stress habe

Ich denke nun aber anders und denke positiver. Natürlich wollte ich mindestens sechs Monate oder sogar bis zu einem Jahr stillen. Aber jetzt sehe ich es eher so: Nur sechs Wochen stillen ist besser als garnicht. Ich stille und füttere zu so lange wie es geht, und wenn es nicht mehr geht, dann geht es eben nicht. So einfach ist es. Ich bin emotional an dem Punkt angelangt, dass der Stress, ständig zu pumpen und zu ‘funktionieren’, negativer ist als alles andere. Mein Nuckelchen merkt doch, dass da was nicht stimmt. Seitdem ich diese Entscheidung getroffen habe, bin ich auch zufrieden damit. Ich wünschte, dass wir viel mehr Erfahrungen austauschen und einfach mehr drüber reden würden, wie schwer Stillen sein kann. Besonders in der Zeit, in der wir heute leben. Ich bin froh, dass ich diese Seite hier gefunden habe, die mir Mut gibt, dass ich nicht alleine bin.”

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Mutter gegen Stillen: “Ich wünschte, ich hätte mein Baby nie gestillt”

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www.pexels.com / Unsplash
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Eine Mutter aus Australien zieht derzeit die Aufmerksamkeit der Internetgemeinde auf sich, weil sie sich öffentlich gegen das Stillen ausgesprochen hat. Der Grund für ihren offenen Brief ist absolut plausibel – und dennoch erfährt sie nicht nur Zuspruch, sondern auch Hasskommentare.

Stillen oder nicht? Diese Frage stellt sich jede Mutter vor oder spätestens nach der Geburt ihres Kindes. Die Entscheidungen fallen verschieden aus, die Gründe dafür könnten unterschiedlicher kaum sein. Wie wichtig es ist, den richtigen Weg für sich, sein Baby und die Familie zu finden, zeigen die Erfahrungsberichte unserer Leserinnen.

Dieser Meinung ist auch eine Mutter aus Australien, die sich mit einem offenen Brief bei Instagram an die Welt gewandt hat. Darin schreibt sie, was sich kaum eine Frau traut, in der Öffentlichkeit zu sagen: “Ich wünschte, ich hätte mein Baby nie gestillt.”

Aus dem Zusammenhang gerissen bietet diese Aussage genug Futter für verbale Angriffe und böse Beschimpfungen. Doch das, was Maddie Wright zu diesem Statement bewogen hat, ist ein durchaus gerechtfertigter und absolut nachvollziehbarer Entschluss: glücklich und für das Kind da sein können.

Ein Baby kann auch ohne Stillen glücklich sein

“Drei Wochen nachdem ich mit dem Stillen aufgehört meines vier Monate alten Sohnes aufgehört hatte, bin ich eine völlig andere Person”, schreibt sie. “Ich bin eine bessere Mutter und eine bessere Ehefrau. Ich habe mehr Energie.” Natürlich fehle es ihr manchmal, ihren Jungen nicht mehr Haut auf Haut zu spüren bei Füttern. Doch nun habe sie auch wieder mehr Zeit für ihren anderen Sohn.

“Ich schäme mich nicht mehr, nach draußen zu gehen. Ich genieße es, dass ich meine Klamotten wieder tragen kann, ohne dass sie ständig an irgendwelchen Stellen durchnässen oder ich unbequeme BHs darunter tragen muss”, erklärt Maddie ihre Entscheidung.

Dass ihre Meinung nicht nur auf Wohlwollen stoßen wird, ist ihr durchaus bewusst. Mit negativen Kommentaren und Beschimpfungen rechnet sie aufgrund ihrer Aussagen sogar. Aber: “Ich denke, dass es wichtig ist für Mütter zu wissen, dass sie eine Wahl haben. Es gibt so viele unterschiedliche Wege, eine gute Mutter zu sein. Aber viele vergessen, dass Mütter hierfür auch glückliche Mütter sein müssen.

Instagram Photo

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